Ein Leben für die Kranken

ZELTINGEN-RACHTIG. Lepra: Wer weiß im reichen Deutschland schon, welche Auswirkungen diese Krankheit hat. Krankenpfleger Manfred Göbel hat täglich damit zu tun. In seinem Wirkungsgebiet erkranken jährlich 4000 Menschen neu an Lepra.

"Ein Leben für die Kranken." So ist die Pressemitteilung überschrieben, mit der die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) auf einen Vortrag von Manfred Göbel hinweist. Der Krankenpfleger aus Eichstätt (Bayern) ist seit 25 Jahren in den Armengebieten von Brasilien tätig. Die DAHW ist dabei auf materielle Hilfe angewiesen. Beim Spendenaufkommen tut sich die Rachtiger Leprahilfe hervor. Sie hat seit 1981 etwa 250 000 Euro für die Arbeit gespendet. Das Geld stammt aus den Erlösen diverser Aktionen. Angefangen hat das Engagement mit einem Waffelstand auf dem Rachtiger Straßenfest. 90 000 Euro der Summe stammen von der Flohmarktgruppe Achern (Südbaden). Dort ist Agnes Ebert tätig, die Schwester von Klaus Krämer, der in Rachtig zu den Initiatoren zählt.Menschen leben in Häusern aus Blechbüchsen

Da versteht es sich von selbst, dass Manfred Goebel zum zweiten Mal nach 2001 auch selbst einmal dorthin kommt, wo das Geld herkommt. Er tut dies in diesem Jahr im Rahmen einer umfangreichen Informationsfahrt, die ihn bis zum 7. April durch ganz Deutschland und Österreich führt. "Ein Leben für die Kranken": Das ist kein plumper Werbeslogan. Manfred Göbel lebt und liebt diese Tätigkeit. Das ist in jeder Sekunde des Gespräches zu spüren. Der 50-Jährige ist für die Bundesstaaten Mato Grosso und Mato Grosso do Sul zuständig - ein Gebiet fast viermal so groß wie Deutschland. "Dort leben 2,5 Millionen Menschen - 800 000 davon in absoluter Armut" berichtet er. "Sie leben in Häusern aus Blechbüchsen, ernähren sich von Reis und Bohnen." Die Lebensumstände der Menschen waren Themen, mit denen Göbel bei seinem Besuch zwei Klassen des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums in Bernkastel-Kues sowie die vierte Klasse der Grundschule Zeltingen-Rachtig konfrontierte. Die Viertklässler hatten sich in den Fächern Erdkunde und Religion auf den Besuch vorbereitet. "Sie waren super vorbereitet und haben intelligente Fragen gestellt", lobt Göbel. In der Gemeinde hat dieses Engagement wegen der engagierten Arbeit der Rachtiger Leprahilfe Tradition. Klaus Krämer berichtet von einem kleinen Mädchen, das ihm 17,43 Euro brachte: Erlös eines privaten Flohmarktes vor der Haustür. Krämer, seine Ehefrau Ingrid und Jürgen Jakobs, sind die Initiatoren der Rachtiger Leprahilfe. "Ohne das Engagement von bis zu 90 Helfern ginge aber nichts", betont Krämer. Natürlich sind die Spenden der Leprahilfe Rachtig nur ein Mosaikstein im Kampf gegen die Krankheit, die vor allem in Armenvierteln ausbricht, in denen die Menschen unterernährt sind und kein sauberes Wasser haben. "Das Engagement in Rachtig ist aber sehr groß", lobt Göbel. 250 000 Euro seit 1981 sind der Beweis. Da müssen schon Unmengen von Waffeln gebacken und Unmengen Glühwein zubereitet und natürlich verkauft worden sein. Das Engagement der Rachtiger sollte nur einige Jahre dauern. Als sie sich richtig über das Thema "Lepra" informiert hatten, revidierten sie die Absicht: Krämer: "Wir haben gesagt, wir machen weiter." Jürgen Jakobs gehört seit 1999 sogar als stellvertretender Schatzmeister dem DAHW-Vorstand an: natürlich ehrenamtlich. Bei seinem Besuch in Rachtig erhielt Manfred Göbel einen Scheck über 7000 Euro. Besucher einer Info-Veranstaltung legten spontan 540 Euro dazu.

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