Bischofsdhron Knallrot ist der Porsche Junior aus dem Jahre 1960, mit dem Rudolf Schleiter in Bischofsdhron auf seinen Hof fährt. Sportwagenfahrer werden die Nase rümpfen, der Restaurator historischer Traktoren ist allerdings stolz auf das Gefährt, mit dem sogar schon mal im Dorf ein Hochzeitspaar gefahren wurde. Für den gelernten Landmaschinenmechaniker sind Traktoren sein Leben, insbesondere vom Hersteller Hanomag: "Mit dieser Marke habe ich den Beruf erlernt."
Hanomag-Besitzer sind wie eine große Familie für den 67-Jährigen. Seinen Beruf nennt er "Bulldogschlosser". Gelernt hat er diesen in einer benachbarten Werkstatt, wo "kranke" Maschinen wieder geheilt wurden, so hat es der kleine Rudolf damals gesehen. "Schon als kleiner Junge lief ich immer dahin, um den Mechanikern zuzuschauen", erinnert er sich. Mit einem Trix-Baukasten bastelte er sich selbst seinen ersten eigenen Modelltraktor. Dann kam der große Tag, als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal Traktor fahren durfte - einen 14 PS starken Bautz, Baujahr 1956, mit Hydraulik. "Das war damals allerneueste Technik", freut sich Schleiter heute noch. Nur zum Wenden des Traktors war er noch zu klein. Da musste seine Mutter mithelfen.
Auf Hanomag lässt er nichts kommen: "Der hat viel vertragen." Mit Beginn der Rente 2008 war das Thema Traktor nicht etwa abgehakt. Nein, da ging es mit Restaurierungen von "alten Schrotthaufen" erst so richtig los. "Ich bin halt gemeinsam mit den Traktoren gealtert", scherzt Schleiter. Es sei ein Hobby, bei dem man viele Freunde gewinnt, die viel zu erzählen haben: "Einer ist mit dem Traktor und einem Wohnwagen dran schon den Großglockner hochgefahren." Diesen Traum wolle er sich zum 70. Geburtstag erfüllen.
Zurück zum Porsche Junior: Den hat Rudolf Schleiter eigentlich im Auftrag restaurieren sollen. Ein Freund wurde so alt wie die Maschine. Doch die Überraschung flog auf, und da hat er ihn halt behalten. Jetzt sieht er aus wie neu - in strahlendem Rot. Auch Ehefrau Maria (69) hat Gefallen am Porsche-Traktor gefunden, und deshalb bleibt er in der Familie. "Dafür sind uns schon fünfstellige Summen geboten worden", verrät der Restaurator. Aber weder er, noch seine Frau wollen ihn hergeben.
Das "Rohmaterial", die alten, kaputten Maschinen, so beklagt er, seinen allerdings in einem immer schlechteren Zustand, werden aber trotzdem immer teurer, besonders die guten Marken.
Ehefrau Maria, selbst erfahrene Traktorfahrerin, hat einen besonderen Blick dafür, wo sich Maschinen noch verstecken. "Ich habe im Saarland einen Traktor entdeckt, der war fast mit Gebüsch zugewachsen", freut sie sich.Gatte Rudolf kommt aber immer wieder auf den Hanomag zurück: "Der läuft ruhiger als jeder Porsche." Drei Maschinen warten noch auf die geschickte Hand des erfahrenen "Traktorflüsterers".Extra: LUST AUF PORSCHE?

"Wenn ich Lust auf einen Porsche habe, brauche ich nur in die Werkstatt zu gehen. Dort steht noch ein P 122 und wartet auf die Restaurierung", sagt Rudolf Schleiter. Der Bischofsdhroner ist um Geschichten rund um seine Traktoren nie verlegen. Etwa, dass auch Treckerfahrer mal den Vorwärts- mit dem Rückwärtsgang verwechseln können, das Fahrzeug an der Böschung schon mal umkippen kann und Purzelbaum schlägt. Der Fahrer blieb dabei unverletzt. Langeweile kann beim Thema Traktoren übrigens nie aufkommen. "Ich weiß, wo überall Traktoren stehen, die restauriert werden sollen. Aber mittlerweile brauche ich meine Abendruhe."