Ein Leben von der "brotlosen" Kunst

BERNKASTEL-KUES. Groß war der Besucherandrang in der Akademie Kues zur Eröffnung der Bilderausstellung des Brauneberger Malers Hans Schlösser (1891 bis 1956). Die Präsentation zeigt einen repräsentativen Querschnitt seines Gesamtwerkes.

Derkünstlerische Nachlass Schlössers umfasst rund 3000 Arbeiten. DerWeitsicht der Ortsgemeinde Brauneberg und der VerbandsgemeindeBernkastel-Kues sei es zu verdanken, dass der größte Teil desNachlasses durch den Kauf von Ortsgemeinde und VG wieder komplettist und zusammen der Nachwelt erhalten bleibt, betonteAkademieleiterin Theresa Spies. Der gebürtige BraunebergerKünstler Paul Mentges stellte in eindrucksvoller Weise diePersönlichkeit und das Werk des Malers Schlössers vor. EinTrompetentrio der Musikschule des Landkreises gab der Vernissageden musikalischen Rahmen. Hans Schlösser wurde 1891 in Hermeskeil geboren. Der gelernte Maler und Anstreicher, der einen Großteil seines Lebens in Brauneberg verbrachte, schuf ein umfassendes Werk aus Ölbildern, Aquarellen, und Zeichnungen in Bleistift und Tusche.

Auch wenn der Maler an einem Sonntag das Licht der Welt erblickte, war er nie ein Sonntagskind. "Schlösser war ein wahrer Künstler - zugleich aber beladen mit der Schwere des armen Menschenlebens", schrieb Heimatdichter Peter Kremer in einem Schlösser gewidmeten Nachruf. Für seine Kunst fehlte ihm im damaligen kleinen Dorf "Dusemond" das verständige Umfeld. Hinzu kamen die Zeitumstände nach dem Ersten Weltkrieg, die für einen jungen Künstler nicht die besten Startmöglichkeiten boten. So blieb für ihn die Malerei im wahrsten Sinne des Wortes eine "brotlose" Kunst. Schlösser hatte eine achtköpfige Familie zu versorgen.

"Er versuchte überall seine Bilder zu verkaufen und Rechnungen damit zu bezahlen", berichtete Mentges. Oft fehlte ihm das Geld, um die nötigen Mal-Utensilien zu kaufen. "Er benutzte alles , was sich nicht wehrte, um darauf zu malen oder zu zeichnen", so Mentges. Denn ohne seine Kunst konnte er nicht leben. "Er war ein besessener Maler und Zeichner, der auch seine berufliche Arbeit des öfteren einfach liegen ließ und stattdessen in Wald und Flur zog, um ein Bild zu malen", beschreibt Mentges Schlössers Leidenschaft. Die Kunst ist eine Sprache, die keinen Dolmetscher braucht. Das gilt in besonderer Weise auch für Schlösser, seine Bilder sind stilistisch zwischen Realismus und Impressionismus einzuordnen. "Das, was er zeigen will, sieht man sofort", so Mentges. Schlösser war kein Atelier-Maler, als ausgezeichneter Beobachter malte er direkt vor der Natur.

Neben religiösen Motiven, Tierdarstellungen, Aktzeichnungen, Selbstporträts und Buchillustrationen sind es immer wieder Motive aus der Moselheimat und ihre Menschen, die er auf Papier verewigte. Zahlreiche Skizzenbücher stammen aus der Kriegszeit, die sowohl an der Front als auch im Lazarett entstanden sind. Aber auch Plakate und Wandmalereien entstanden unter Schlössers künstlerischer Hand. Und als Grafiker für die damalige Bernkasteler Zeitung hat er sich einen Namen gemacht.

Welch eigenwilliger Mensch und Künstler Schlösser war, zeigt ein Spruch, den er auf die Rückseite eines Bildes für eine Tombola schrieb: "Behandeln Sie mich gut, ich bin mehr wert, als Sie denken".

Die Ausstellung steht Besuchern noch bis zum 4. Mai während der Öffnungszeiten der Akademie oder nach Vereinbarung offen.

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