Ein Mann, der anpackt statt zu reden

Als Fußballer ist Edwin Gesser weit über die Stadtgrenzen bekannt. Aber auch als Kommunalpolitiker ist er vielen Menschen vertraut. Wir trafen uns mit dem 65-Jährigen im Hotel Bellevue zum Schoppengespräch.

 Ein frisch-fruchtiger Wein: Edwin Gesser bestellte beim „TV-Schoppengespräch“ einen 2008er feinherben Riesling-Kabinett. TV-Foto: Winfried Simon

Ein frisch-fruchtiger Wein: Edwin Gesser bestellte beim „TV-Schoppengespräch“ einen 2008er feinherben Riesling-Kabinett. TV-Foto: Winfried Simon

Traben-Trarbach. "Reden wir doch einfach mal über Fußball", sage ich zu Edwin Gesser, nachdem er einen frischen feinherben Riesling bestellt hat. Gesser, ein eher zurückhaltender Mensch, lächelt. Fußball, das war rund 40 Jahre sein liebstes Hobby. Der SV Kautenbach ohne Edwin Gesser, das ist kaum denkbar. Libero hat er gespielt, Ausputzer und Spielgestalter. Bis in die A-Klasse hatte es die Mannschaft des kleinen Ortes gebracht. Die Spieler waren alle Kautenbacher. Damals zählte der Traben-Trarbacher Stadtteil 280 Einwohner.

Gesser denkt zurück. Und er erinnert sich an die Burgers aus Pünderich, die Melsheimers aus Reil und die Kaisers aus Kröv. "Ja, das waren noch Zeiten", sinniert er. Gegen einen gewissen Peter "Bub" Rauen aus Salmrohr hat er gespielt, gegen die Toppmöller-Brüder aus Rivenich und einmal in einem Freundschaftsspiel gegen Dieter Herzog von Fortuna Düsseldorf, der es später bis in die Nationalmannschaft brachte. "Fußball ist einfach die schönste Nebensache der Welt", sagt er schmunzelnd. Erst im vergangenen Jahr hat Gesser die Fußballstiefel endgültig an den Nagel gehängt. Zuletzt spielte er in der Bürgermeister-Auswahl des Kreises Bernkastel-Wittlich.

Bürgermeister war er zwar nie, dafür aber Ortsvorsteher von Kautenbach. Dieses Amt hat er seit 1974 inne. In diesem Jahr zu wiederholten Mal gewählt, will er noch fünf Jahre den Job machen. "Dann ist aber Schluss", ist er sich sicher. Wer so oft in dieses Ehrenamt gewählt wurde, muss doch sehr beliebt sein, denke ich mir. Gesser bleibt - wie immer - bescheiden. "Ich habe einfach nur versucht, das Beste für den Ort zu machen."

Gesser ist kein Mann der großen Worte, keiner, der sich gerne in den Vordergrund drängt, sondern der lieber anpackt, statt zu reden. Ob der Bau der Leichenhalle, des Sportplatzgebäudes oder der Umbau der alten Schule in ein Bürgerhaus: Gesser war immer dabei, wenn es darum ging, durch Eigenleistung für die Allgemeinheit Kosten zu sparen.

Er ist ja auch ein Fachmann. 48 Jahre war er Maurer und Polier, bevor er im vergangenen Jahr in Rente ging. Immer hat er bei Baufirmen in Traben-Trarbach gearbeitet. "In all den Jahren war ich keine 14 Tage krank, und blau habe ich auch nie gemacht", sagt er nicht ohne Stolz. Lediglich einige Arbeitsunfälle und ein schwerer Sportunfall fesselten ihn mehrmals ans Bett. Gesser hat viel gebaut, besser gesagt aufgebaut, und er sagt: "Ich kenne fast jedes Haus in der Stadt." Und in der Stadt kennt ihn auch fast jeder. Denn er ist nicht nur seit 1974 Ortsvorsteher von Kautenbach, sondern seit 1970 ist er ununterbrochen Mitglied im Stadtrat Traben-Trarbach. Nicht weniger als sechs Stadtbürgermeister hat er in dieser langen Zeit kennengelernt - Gerrit Spallink, Horst Schreiber, Udo Bachmann, Alois Weber, Klaus Weinmann und Heide Pönnighaus. Wenn er sagt, dass er mit allen gut klar kam, ist das keine Floskel. Als er im Jahr 2001 für seine Verdienste die Freiherr-vom-Stein-Plakette erhielt, sagte Alois Weber: "Edwin Gesser ist immer Mensch geblieben, ein Partner, beim die Objektivität in seinem Handeln stets im Vordergrund stand."

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