Ein Mann für alle Fälle

WITTLICH. Er soll Ratgeber sein für Schüler, Eltern und Lehrer: Der Schulsozialarbeiter an der Dualen Oberschule. Bei 800 Schülern muss sich Oswald Steines auf Gruppenarbeit konzentrieren.

 "Bei dem kann man sich aussprechen": Oswald Steines und Schüler der sechsten Klasse.Foto: Marion Maier

"Bei dem kann man sich aussprechen": Oswald Steines und Schüler der sechsten Klasse.Foto: Marion Maier

"Derpetzt nicht." "Bei dem kann man sich aussprechen." "Wenn manschlechte Noten hat, kann man sich bei ihm Rat holen, wie man dasden Eltern sagt." Nach diesen Kommentaren von Sechstklässlern zuurteilen, scheint der Schulsozialarbeiter Oswald Steines, derseit einem Monat in der Dualen Oberschule in Wittlich arbeitet,gut bei den Schülern anzukommen. Und nicht nur bei denen. In einer Pressekonferenz erklärten Schulleiterin Rosemarie Bölinger und Christoph Holkenbrink als Vertreter des Zweckverbandes (aus der Stadt Wittlich und den VGs Wittlich-Land, Kröv-Bausendorf und Manderscheid), der die Schule trägt: "Wir freuen uns über den neuen Schulsozialarbeiter."

Der 30-jährige Oswald Steines aus Trier hat mit seiner Drei-Viertel-Stelle keine leichte Aufgabe vor sich. Er soll Ansprechpartner sein für Schüler, Eltern und Lehrer. Er soll helfen, die vielfältigen Probleme, mit denen Kinder heute konfrontiert sind, abzufedern. Zu diesen Problemen gehören veränderte Familiensysteme (Allein Erziehende, Patchwork-Familien), die Auflösung traditioneller Bindungen (keine Einbindung mehr in Großfamilien, Vereine) und eine größere Unsicherheit bei der Zukunftsplanung durch den schwierigen Arbeitsmarkt.

Rund 800 Schüler besuchen die Duale Oberschule mit ihren beiden Standorten Sehlemet und Wengerohr. Oswald Steines erklärt: "Die Einzelfälle können da nicht im Vordergrund stehen. Der Schwerpunkt liegt auf der Gruppenarbeit." Für die Einzelfälle bietet Steines Sprechstunden an und ist über einen Briefkasten an seinem Büro, das ganz bewusst weit weg vom Lehrerzimmer eingerichtet wurde, erreichbar. Er unterliegt einer Schweigepflicht und gibt, was er mit den Schülern besprochen hat, nur weiter, wenn diese einverstanden sind. In schwierigen Einzelfällen, ob nun mit Schülern oder Eltern, verweist Steines weiter an passende Beratungs- und Hilfseinrichtungen. Pro Fall will er die Zeit auf zwei Unterrichtsstunden beschränken.

Für schwierige Klassen will Steines beispielsweise erlebnispädagogische Maßnahmen wie gruppendynamische Spiele organisieren. Generell will er für Gruppen Kommunikations- und Konflikttraining und auch freizeitpädagogische Projekte anbieten. Immer geht es darum, das Selbstwertgefühl der Schüler und ihre soziale Kompetenz zu stärken, präventiv und ganzheitlich die Probleme anzupacken. Um möglichst viel anbieten zu können, will Steines mit vielen Trägern der Jugendarbeit zusammenarbeiten, beispielsweise auch mit der Polizei, die sich auf Gewalt- und Suchprävention spezialisiert hat.

"Wermutstropfen: Bloß eine Dreiviertel-Stelle"

Rosemarie Bölinger wies auf besondere Probleme an der Dualen Oberschule hin, die den Einsatz des Schulsozialarbeiters dort sicherlich noch mal dringlicher machen. "23 Prozent der Schüler stammen aus anderen Kulturkreisen." Dazu gehörten viele Russlanddeutsche und Schüler türkischer Abstammung. Zwei Kräfte gäben mittlerweile Deutsch-Förderkurse, doch müsse ein Hauptaugenmerk auf die Integration gelegt werden.

Integriert werden müssten auch die vielen Rückläufer von Realschulen und Gymnasien, die oft mitten im Schuljahr wechselten. Bölinger: "Sie stellen oft das Klassengefüge auf den Kopf. In diesem Jahr waren es bereits 25." Sie appellierte an die Eltern, sich an die Empfehlungen der Grundschule zu halten, sonst werde es sehr frustrierend für die Kinder. Nach Trier sind Wittlich und Saarburg die ersten Mittelzentren im Raum Trier, die einen Schulsozialarbeiter bekommen. Träger der Schulsozialarbeit ist - wie bei den vier Stellen in Trier auch - der Verein "Palais". Reinhold Spitzlay vom Palais lobte in der Pressekonferenz die Kooperation aller beteiligten Stellen im Vorfeld. "So gut lief das bislang sicherlich noch nicht in Rheinland-Pfalz."

Es gebe jedoch einen Wermutstropfen: dass die Stelle von Steines nur eine Drei-Viertel-Stelle sei. "Gerade an einer so großen Schule ist eine ganze Stelle notwendig." Und auch wenn es zur Zeit utopisch sei, letztendlich gehöre an jede Schule solch ein Brückenkopf zur Jugendhilfe.

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