Ein Mann mit 50.000 Mitarbeiterinnen

Rapperath · Seit vielen Jahren bereits kämpfen Imker gegen Krankheiten, Milben- und Virenbefall sowie schädliche Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf ihre Bienen. Im abgelaufenen Jahr kam noch schlechtes Wetter hinzu, was zu Ernteausfällen beim Honig und beim Obst führte. Laut Peter Alt vom Imkerverein Thalfang-Morbach war es das schlechteste Jahr der vergangenen vier Jahrzehnte.

Rapperath. "Jetzt die Bienen bei ihrer Winterruhe zu stören, wäre eine Todsünde", erklärt Imker Peter Alt aus Rapperath. Statt eines Fotos bleibt die Vorstellung, wie sich das Volk dicht aneinanderdrängt und die süße Nahrung nutzt, die im Sommer auf Blüten fleißig gesammelt wurde. Eine Störung würde zu einem vermehrten Stoffwechsel und damit zu Nahrungsverknappung führen.
Milbe aus Asien eingeschleppt


Seit 1975 ist der 63-Jährige Imker aus Leidenschaft. Der ehemalige Polizist spricht im Fachjargon von "der Bien" und bringt damit zum Ausdruck, dass ein Bienenvolk als Organismus zu verstehen ist, ein perfekt funktionierendes System. "Das zu beobachten ist wie eine Sucht", weiß Naturfreund Alt.
Doch in den vergangenen Jahren sorgt sich der Bienenfreund immer mehr um seine 20 Völker mit jeweils rund 50 000 "freien Mitarbeiterinnen". Der Imker klagt: "Bereits in den 70er Jahren ist die Varroa-Milbe im Verlauf von Kreuzungsversuchen aus Asien eingeschleppt worden, ein für uns sehr negativer Aspekt der Globalisierung." Jetzt, im Winter, werden die Tiere mit einer 3,5-prozentigen Oxalsäurelösung dagegen behandelt.
Mit im schädlichen Spiel sind auch immer mehr Bakterien- und Virenarten, was an flugunfähigen Bienen mit verkrüppelten Flügeln zu erkennen ist. Ein weiterer Gegner der Insekten sind Pflanzenschutzmittel, bei denen der Imker vor allem die Kreuzwirkung verschiedener Präparate fürchtet.
Das schlechte Wetter im vergangenen Sommer ist schließlich der Schlusspunkt der miesen Bilanz von Imker Alt für 2012: "Dieses Jahr ist das schlechteste in meiner 37-jährigen Erfahrung." Das bestätigt auch Rolf Kube, der seit 20 Jahren Vorsitzender des Imkervereins Thalfang-Morbach ist. Für die Bienen und den Ertrag sei es ganz mies gewesen. Waren es in früheren Jahren im Schnitt 40 Kilogramm Honig, die geerntet werden konnten, brach der Ertrag diesmal um die Hälfte ein. Bei dem Rapperather Züchter bleiben zudem drei Bienenstöcke leer. Bisher erhalten Imker keine Subventionen, denn ein Nachweis von Flugbienenverlusten kann nicht erbracht werden.
Kettenreaktion befürchtet


Dabei verzeichnen nicht nur die Imker einen drastischen Verlust. "Bienen sind so wichtig für die Arterhaltung der gesamten Natur. Sie erwirtschaften durch die Bestäubung der Kulturpflanzen jährlich zwei Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft", nennt Alt eine beeindruckende Zahl aus einer Berechnung des Deutschen Imkerbundes.

"Sterben Bienen, stirbt vieles andere auch in unserer Umwelt", sagt Peter Alt und befürchtet eine Kettenreaktion im Naturkreislauf, durch die Tier- und Pflanzenarten in ihrer Existenz bedroht sind.
Mit 27 statt bisher 20 Völkern will Alt nun in die neue Saison starten und hofft dabei auf einen richtigen Sommer mit vielen Blüten.
Extra: Kindernachricht

Wusstet ihr, dass Bienen ausgezeichnete Tänzer sind? Das ist wirklich so. Denn so sprechen die Bienen miteinander. Wenn Bienen über die Wiesen und durch die Wälder fliegen, finden sie manchmal besonders tolle Blüten mit viel Nektar und Pollen. Das ist ihre Nahrung. Dann fliegen sie nach Hause in den Stock und berichten natürlich ihren Kolleginnen davon. Das machen sie, indem sie lustige Tänze vollführen. Mal krabbeln sie in der Form einer Acht, manchmal wackeln sie mit dem Po. Das ist Bienensprache und sagt, wo die tollen Blüten sind. thieExtra

Honig ist eines der naturreinsten Lebensmittel, das sowohl von der Lebensmittelüberwachung des Kreises als auch vom Deutschen Imkerbund streng kontrolliert wird. Die Banderole mit Kontrollnummer auf jedem Glas bürgt für natürliche Qualität. Internet-Seiten sind www.bienenpeter.de von Peter Alt, www.imkerverband-rlp.de mit Vereinsregister und www.bienenkunde.rlp.de der Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR) Rheinland- Pfalz. Peter Alt ist unter der Telefonnummer 06533/3266 erreichbar. Der Vorsitzende des Imkervereins Thalfang-Morbach, Rolf Kube, hat in Deuselbach die Telefonnummer 06504/950196. Der Verein hat 29 aktive Mitglieder mit rund 200 Bienenvölkern.doth

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