Ein moderner Tarzan

BERNKASTEL-KUES. Bäume wirken wie Luftfilter und sind wichtig für den Wasserhaushalt. Selbst wenn sie Schäden aufweisen wird versucht, sie zu erhalten - auch wenn dies aufwändiger ist als eine Fällaktion. Siegfried Oberhofer ist im Forstrevier Bernkastel-Kues als selbstständiger Baumpfleger unterwegs.

 Es geht aufwärts - zumindest für Baumpfleger Siegfried Oberhofer, der sich aufmacht, die 25 Meter hohe Platane zu erklimmen.Foto: C. Beckmann

Es geht aufwärts - zumindest für Baumpfleger Siegfried Oberhofer, der sich aufmacht, die 25 Meter hohe Platane zu erklimmen.Foto: C. Beckmann

Wenn Siegfried Oberhofer am Seil hängend durch einen Baum schwingt, kommt dem Betrachter unwillkürlich Tarzan in den Sinn. Allerdings fehlt der markante Schrei, und auch von der bezaubernden Jane ist nichts zu sehen. So kommt schnell der Gedanke, dass der athletische Mann nicht zum Spaß durch die 25 Meter hohe Platane auf dem Kinderspielplatz in der Kueser Gartenstraße turnt. Der 39-Jährige ist selbstständiger Baumpfleger. Als solcher ist er auch im Forstrevier Bernkastel-Kues tätig, wenn es darum geht, Bäume von zu viel Astwerk zu befreien.Zwei Mal im Jahr wird kontrolliert

Die beiden Platanen auf dem Spielplatz werden, wie alle anderen Bäume auch, zweimal im Jahr kontrolliert. Dabei sei festgestellt worden, dass sich bei beiden Gehölzen der Stamm in einer gewissen Höhe in mehrere kleinere Stämme aufgespalten habe, erläutert Hans-Peter Schimpgen, Leiter des Forstreviers Bernkastel-Kues. "In der Mitte des Baumes herrscht deshalb Gedränge, und die Äste wachsen nach außen", führt er aus. Dort wo der Stamm noch aus einem Stück besteht, ist auch eine bräunliche Verfärbung zu sehen, die auf Risse hinweist. Auf einem Kinderspielplatz schrillen da natürlich sofort die Alarmglocken. Es wäre ein Leichtes, die Bäume, die im Sommer viel Schatten spenden, zu fällen. "Doch es besteht ein Interesse daran, solche Bäume zu erhalten", sagt Schimpgen. Deshalb ist Baumpfleger Oberhofer aus Esch am Werk und schneidet in luftiger Höhe - und mit einem Seil gesichert - die nach außen wachsenden Äste ab. In einem zweiten Arbeitsgang wird er die auseinander driftenden Stämme noch mit einem Seil verschnüren. "Dieses Seil wirkt wie ein Sicherheitsgurt", erklärt Schimpgen. Während Oberhofer oben schneidet - bei der eigentlichen Arbeit ist er sogar doppelt gesichert - ist Manuel Oellig unten dafür da, die Straße abzusichern. Sollte sein Chef oben nicht mehr weiterkommen oder einen Unfall haben, ist er dafür ausgebildet, ihn zu retten. Siegfried Oberhofer, der früher auch im Forst gearbeitet hat, steigt seit sechs Jahren in Bäume. Er tut dies mit einer "gesunden Angst". Ein bisschen Abenteuerlust ist aber auch dabei, gibt er zu. Seit 2001 ist auch erlaubt, mit einer Motorsäge zu arbeiten. Erlernt hat Oberhofer das Klettern und den Baumschnitt in einer speziellen Schule. Es gibt sie in München, Berlin und Nürnberg. Mangel an Arbeit hat er nicht. "Bäume wachsen ja nach", sagt er. Wenn sie nicht mehr zu retten sind und in Zonen stehen, in denen sie beim Fällen Unheil anrichten können, tritt er ebenfalls in Aktion. Hans-Peter Schimpgen ist aber froh über jeden Baum der erhalten wird. "Die Sensibilität für Bäume hat gerade in Städten zugenommen", sagt er.

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