Ein musikalischer Poet

SPRINGIERSBACH. Die Veranstaltungen des Musikkreises Springiersbach im dortigen Karmelitenkloster fanden ihre Fortsetzung mit einem Konzert des Pianisten Christian Elsas. Mit lebendiger Interpretation erreichte der Solist die volle Aufmerksamkeit seiner Zuhörer - von der ersten bis zur letzten Note.

Er ist kein Unbekannter in der Region, der Konzertpianist und Professor der Frankfurter Hochschule, Christian Elsas. Er war schon häufiger an der Mosel und in der Eifel zu Gast und verblüffte sein Publikum immer wieder. Jetzt lud der Musikkreis Springiersbach zu einer Klavierstunde mit dem Pianisten, der mit seinem eigenen Wohnmobil zu seinen Veranstaltungen anreist. Wenn man Elsas sieht, hat man ein wenig das bekannte Klischee vom zerstreuten Professor vor Augen. Kaum zu bändigendes, krauses Haar von nicht unbeträchtlicher Länge und ein Schnauzer, der einen eher mürrischen Gesichtsausdruck produziert. Dazu ein Auftreten, das wohl am ehesten mit schüchtern zu beschreiben ist. Dieses Bild ändert sich schlagartig, wenn Elsas von der Klaviatur Besitz ergreift. Nichts mehr von schüchtern, schon gar nicht mürrisch. Klangvolle Musik erfüllt den Raum, hervorgerufen von ausgereifter Technik, zusammen mit einem Maß an Virtuosität. Auch von der Überschrift des Konzerts "Romantische und impressionistische Miniaturen" durfte man sich nicht täuschen lassen. Wenn die einzelnen Werke eines Franz Schubert, eines Edvard Grieg, Claude Debussy und Sergej Rachmaninov auch keine ausladenden Längen aufzuweisen hatten, waren sie doch inhaltsreich und unterhaltsam. Ein Recital mit Elsas wird für das Publikum zu einer Lehrstunde der Klaviermusik. Man kann die Meinung vertreten, gesprochene Erläuterungen zu den Stücken haben in einem Konzert nichts zu suchen. Elsas handhabt dies anders. Er erklärt seinem Publikum, was es zu erwarten hat, zeigt seine Sichtweise der Stücke, weist auf Besonderheiten hin. Er gibt einen skizzierten Rahmen vor, den er beim Spiel mit Farben füllt. So beim Landschaftsbild "Moderato" aus Schuberts musikalischen Momenten, DV 780, bei seiner vierfachen Auswahl aus Griegs 66 lyrischen Stücken oder bei Debussys "Images I". Nicht nur die im Publikum anwesenden Kinder beachteten sein Spiel mit ganz anderen Augen, sahen im berühmten Werk "Children's Corner" tatsächlich die Schneeflocken tanzen und hörten den kleinen Hirten die Schalmei blasen. Elsas wird bei seinem Spiel zu einem Poeten. Er erzählt Geschichten, die fesseln, denen man gerne zuhört. Er macht die Musik auf seine Art lebendig, nachvollziehbar.

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