Ein musikalisches Kind der wilden 60er

Wittlich · 1968 war das Jahr, in dem der Contergan-Prozess begann, Andreas Baader Brandanschläge verübte, Martin Luther King und Robert F. Kennedy ermordet wurden und Rudi Dutschke niedergeschossen wurde. Die Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich ist ein Kind dieser Zeit und steht, mit inzwischen drei Beinen, fest im Leben.

 Seine Schüler mögen es rockig: Heiko Wilhelmus (Mitte) unterrichtet den elfjährigen Marius Willwertz (links sitzend) aus Klausen seit einem Jahr. Ebenfalls elf Jahre ist Khanh Tömmes (rechts), er kommt aus Klausen-Krames und ist zum dritten Mal mit seiner E-Gitarre dabei. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Seine Schüler mögen es rockig: Heiko Wilhelmus (Mitte) unterrichtet den elfjährigen Marius Willwertz (links sitzend) aus Klausen seit einem Jahr. Ebenfalls elf Jahre ist Khanh Tömmes (rechts), er kommt aus Klausen-Krames und ist zum dritten Mal mit seiner E-Gitarre dabei. TV-Foto: Rosemarie Schmitt

Wittlich. Dass ausgerechnet während der wilden 60er Jahre eine Musikschule gegründet wurde, mag an der Überzeugung der damaligen Initiatoren gelegen haben, dass die Entwicklung und Stärkung von musikalischen Talenten, der Förderung von sozialen und emotionalen Kompetenzen dient. Davon ist der jetzige Landrat Gregor Eibes auch heute noch überzeugt.
Das Konzept
Die Institution, die am 1. Oktober 1968 als Kreismusikschule des Landkreises Bernkastel gegründet wurde, wird heute als Drei-Säulen-Modell mit den Kooperationspartnern Kreismusikverband und Kreis-Chorverband als Musikschule des Landkreises Bernkastel-Wittlich geführt. 1968 bezeichneten Zeitgenossen die Einrichtung als "ein wagemutiges Unternehmen". wie sich heute zeigt, ein von Erfolg gekröntes.
In jüngster Zeit nimmt insbesondere die Zusammenarbeit mit allgemeinbildenden Schulen im Zuge des Ganztagsschulausbaus zu. Ein Beispiel dafür ist das Förderprojekt der Nikolaus-Koch-Stiftung "Sozialer Frieden durch aktives Musizieren", das bereits in der Grundschule Hetzerath umgesetzt wird und nun auch in der Wittlicher Grundschule Friedrichstraße gestartet ist. Damit trägt sie auch den neu aufgestellten Leitlinien der Spitzenverbände Rechnung, in der die öffentlichen Musikschulen als öffentliche Bildungseinrichtungen bezeichnet und als öffentliche Gemeinschaftsaufgabe angesehen wird. Die Musikschule garantiert zudem die Ausbildung vom Elementarbereich bis zur vorberuflichen Fachausbildung, etwa die Vorbereitung auf ein Musikstudium. Dafür sorgen besonders qualifizierte Lehrkräfte.
Finanzierung
Die Musikschule des Landkreises finanziert sich durch Gebühren, die Förderung durch das Land, Beiträgen der Kommunen, der Aktiendividende der kreiseigenen RWE-Aktien, Beiträgen der Musikverbände und einem Anteil des Kreises.
Die Einnahmen im Jahr 2010 beliefen sich auf 805 000 Euro. Dem gegenüber standen Ausgaben in Höhe von 845 000 Euro. Die 40 000 Euro Differenz wurden durch Kreiszuschüsse gedeckt.
Ausbildungsangebot
Sei es die elementare musikalische Förderung, wie den Baby- und Musikgarten sowie die musikalische Früherziehung, der Gesangs- und Schlagzeugunterricht oder die Ausbildung an Tasten-, Zupf-, Streich-, Holz- oder Blechblasinstrumenten: Das Angebot der Musikschule des Landkreises ist ebenso beachtlich wie die Altersstruktur, denn der jüngste Schüler ist eben mal sechs Monate und der älteste bereits mehr als 70 Jahre alt.
Es gibt nicht allein eine musikalische Ausbildung, für Ensemble-Orchester, sondern insbesondere für Bandinstrumentalisten (derzeit sind es mehr als 100 Schüler). Auch Rock, Pop oder Jazz werden unterrichtet. So wird 2012 erstmals der E-Bass am Wettbewerb "Jugend musiziert" vertreten sein. Es ist das Klavier, das bereits seit vielen Jahren auf Platz eins der Liste, der be liebtesten Instrumente steht. Derzeit auf Platz zwei: die Gitarre.
Extra

Gegenwärtig werden etwa 1800 Schüler von 65 Lehrkräften ausgebildet. Seit zehn Jahren liegt der Durchschnitt der Musikschüler bei etwa 1500. Ausgebildet wird an rund 50 Orten im Landkreis Bernkastel-Wittlich, wie etwa in Schulen, Bürgerhäusern, Musikvereinsräumen, Pfarrheimen oder Kindergärten. Im Bereich der Blas- und Schlaginstrumente gehören mehr als 70 Prozent der Schüler einem Musikverein an. Im städtischen Bereich sind häufiger Schüler der Streichinstrumente und Klavierschüler vertreten. Der Anteil der Mädchen liegt derzeit bei 55 Prozent. Aktuell gibt es an der Musikschule rund 20 variierende Kammermusikensembles sowie mehrere Musikgruppen. Jährlich finden rund 100 Veranstaltungen, Ausstellungseröffnungen und Konzerte in der gesamten Region mit der Beteiligung der Musikschule statt. Gemeinsam mit den Lehrkräften werden die Schüler wieder an vielen Orten in der Advents- und Weihnachtszeit musizieren. Vom 26. November bis zum 24. Dezember finden zahlreiche Konzerte im Rahmen des diesjährigen Projektes "Musik vor & zur Weihnacht" statt. romi

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort