Ein neues Dorf am Rande der Stadt: Erstes Haus mit 13 Wohnungen in St. Paul wird gebaut
Wittlich · Wittlich hat in den vergangenen Jahren neue Bürger gewonnen. Die Stadt wird weiter wachsen: In Wengerohr entstehen auf dem ehemaligen Klostergelände St. Paul neue Wohngebiete – mit Generationendorf und Gesundheitspark. Der Bau des ersten Mehrgenerationenhauses hat begonnen.
Viele Geschäfte in Wittlichs Innenstadt stehen leer, Wohnraum ist dort aber begehrt. Die Stadt habe so eine große Sogwirkung, dass nicht nur die Innen-, sondern auch die Außenentwicklung eine große Rolle spiele, sagt Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Darüber hat der Stadtrat in der Vergangenheit kontrovers diskutiert, denn einige Ratsmitglieder fürchteten, dass das neue Gebiet zur Konkurrenz für die City werden könnte.
Man habe um die beste Lösung gerungen, so Rodenkirch, und eine demokratische Entscheidung für St. Paul getroffen. Wittlich wolle wachsen, um sich als Mittelzentrum stärker zu positionieren. Wittlich wächst tatsächlich: Seit der Zensus-Erhebung im Jahr 2011 gebe es 200 Bürger mehr, so Rodenkirch. "Auch im Speckgürtel der Stadt entstehen neue Baugebiete wie in Altrich." Da müsse Wittlich mithalten und hat mit dem Klostergelände St. Paul im Stadtteil Wengerohr eine 25 Hektar große Chance dazu. Das entspricht einer Fläche von etwa 50 Fußballfeldern, auf der "mehrere hundert Bewohner" eine neue Heimat finden sollen.
Steyler Missionare gehen 2004
In einem ersten Bauabschnitt (Stadtratsbeschluss 2010) ist das Gebiet um das Klosterhauptgebäude entwickelt worden, nachdem es die Steyler Missionare 2004 aufgegeben haben. Nun folgt der zweite Bauabschnitt. "Für so ein Großprojekt geht das relativ schnell", sagt Rodenkirch. Ende 2012 waren Stadtratsbeschluss und Erschließungsvertrag unter Dach und Fach. Die Erschließung des Gebietes - Investitionssumme etwa fünf Millionen Euro - ist abgeschlossen.
Bauzeit bis Mitte 2015
Im Mehrgenerationendorf ist die Baugrube für das erste Haus ausgehoben, mit dem Spatenstich haben gestern Stadt und Bauträger, die Firma Zenz mit Sitz in Cochem, den Weg für ein neues Dorf im Stadtteil freigegeben. Bis Mitte 2015 entstehen auf dem 1200 Quadratmeter großen Grundstück 13 Wohnungen. Investitionssumme: 2,5 Millionen Euro. Das Unternehmen plant, weitere drei Häuser mit 18 Wohnungen in St. Paul zu errichten, die Investition dafür schätzt Vertriebsleiter Filip Zalewski auf bis zu 3,5 Millionen Euro.
Für die übrigen Grundstücke im Generationendorf liegen Investoren-Anfragen vor, erklärt Bürgermeister Rodenkirch. Er schätzt, dass das gesamte Gebiet bis etwa 2020 bebaut sein wird.
Damit die Idee vom gemeinschaftlichen Zusammenleben mehrerer Generationen funktioniert, dafür setzt sich der Bürgerverein Generationendorf St. Paul ein, der sich im Herbst 2011 gegründet und derzeit 70 Mitglieder im Alter zwischen 30 bis 65 Jahren hat. Zenz-Geschäftsführer Joachim Horn sagt: "Die Hälfte der Erwerber der neuen Wohnungen kommt aus dem Bürgerverein." Auch Gunda Wirtz (Vorsitzende) und Elvira Klee (Beisitzerin) haben den Wunsch, ins Generationendorf zu ziehen. Wirtz: "Ich lebe allein in einem großen Haus, das brauche ich nicht, und mein Sohn lebt in der Schweiz." Auch Klee habe eine Wohnung im Visier. Praktisch für sie: "Ich arbeite in der Seniorenresidenz, wohne bald hier und werde auch meine Freizeit hier gestalten."