"Ein regelrechter Run"

Der Preis für Stroh ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Um bis zu 300 Prozent haben sich die Ballen verteuert. Grund für die Entwicklung sind zum einen die schlechte Ernte im vergangenen Jahr, zum anderen aber auch, dass viele Landwirte weniger Stroh produzieren.

Wittlich/Daun/Trier. "Es ist einfach unglaublich", sagt Uli Grunow, Pächter im Gestüt Monaise in Trier. Er zahlt mittlerweile 45 bis 50 Euro für einen Großballen Stroh. Im vergangenen Jahr waren es noch rund 17 Euro - eine Steigerung um fast 300 Prozent. Gerade die Pferdezüchter und Stallbesitzer sind auf hochwertiges Stroh angewiesen. Manche Bauern hätten ihm sogar schon empfohlen, statt Stroh Heu auszustreuen, sagt Grunow. Diese Preissteigerungen schlagen sich auch deutlich in den Betriebskosten nieder. Bei einem Verbrauch von nur einem Großballen Stroh pro Tag kommen auf die Betriebe zusätzliche Kosten von rund 1000 Euro pro Monat zu. "Das schlägt sich schon deutlich in der Buchhaltung nieder", sagt Grunow.Das Angebot sinkt, der Bedarf steigt

"Schon im vergangenen Jahr waren Engpässe beim Stroh zu verzeichnen", sagt Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich. Verantwortlich für die Strohknappheit ist nur zum Teil die schlechte Ernte im vergangenen Jahr. Denn viele Bauern haben ihre Produktion umgestellt. Der verstärkte Anbau von Energiepflanzen, die komplett gehäckselt und zur sogenannten Ganzpflanzen-Silage für Biogas-Anlagen weiterverarbeitet werden, wirkt sich deutlich aus - es wird schlicht weniger Stroh produziert. Kommt dann noch eine schlechte Ernte wie im vergangenen Jahr hinzu, kann dem Bedarf kaum nachgekommen werden und die Preise steigen. Die Dezitonne Stroh kostet derzeit zwischen zehn und zwölf Euro, im vergangenen Jahr waren es noch sieben. Doch nicht nur das Angebot ist gesunken, auch der Bedarf an Stroh steigt. Viele Bauern haben bislang ihre Ställe mit Sägemehl eingestreut, doch auch das Sägemehl wird immer knapper und damit teurer, so dass die Bauern wieder auf das natürlichere Stroh zurückgreifen. Hoffnung, dass sich die Lage mit der neuen Ernte entspannt, gibt es nur wenig. Vor allem die Trockenheit in den vergangenen Wochen sei für die Entwicklung der Getreidepflanzen nicht gut gewesen, sagt Zelder. "Es zeichnet sich ab, dass es auch in diesem Jahr eng wird", sagt Bernd Feltges, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes und Maschinenringes Daun. Bereits jetzt sicherten sich die Bauern das Stroh bei den Bauern, die Stroh verkaufen, und dass, obwohl die Ernte noch gar nicht eingebracht ist. "Es hat ein regelrechter Run eingesetzt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort