Ein richtig schlechtes Weinjahr - lange ist's her

Ein Blick in die Weinberge zeigt: Die Rebblüte ist gut verlaufen, und in den besseren Lagen haben die Beeren bereits Schrotkorn-Größe erreicht. Ebenfalls erfreulich: Die Gescheine haben sich gut "geputzt".

Das heißt, die Blütenkäppchen und unbefruchteten Blüten sind abgefallen und können daher keine Infektionsherde für Pilzkrankheiten bilden. Alles bestens also - wie überhaupt in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Erinnerung an richtig schlechte Jahre, an Jahre, als sich die Blüte bis Ende Juli (!) hinzog, verblasst langsam. Ein Winzerspruch, den ich nur in meinem heimischen Dialekt wiedergeben kann, lautet: "Johannisbloot tut immer goot." Soll heißen: Stehen die Reben am 24. Juni (Johannistag) in der Blüte, ist das sehr erfreulich. Eine andere Winzerregel lautet: "Margaretenbloot tut selten goot." Also: Blühen die Reben erst am Margaretentag (20. Juli), kann's kein gutes Weinjahr mehr geben. Ja, auch das hat es in früheren Jahren gegeben: kühle und verregnete Monate Mai und Juni, und Sommer, die diesen Namen nicht verdienten. Zum Beispiel 1984, als in den geringen Lagen die Trauben im Oktober noch nicht reif waren. Ob es solche miserablen Jahrgänge noch jemals geben wird? Sehr unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Mit der Klimaerwärmung häufen sich zwar in den nördlichen Anbaugebieten die guten Jahrgänge. Allerdings: Die Natur ist immer für Überraschungen gut.

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