Ein rotes Kreuz zum Dank

MORBACH. Im vergangenen Jahr erhielt Brigitte Heintel das Bundesverdienstkreuz. Doch die wenigsten ihrer Mitbürger wissen, wie vielfältig ihr Engagement ist: von der Notfallnachsorge beim Roten Kreuz bis zur Gründung der Arbeiterwohlfahrt in Morbach.

Seine vier Strahlen sind rot auf goldenem Grund, Theodor Heuss hat's erfunden und Brigitte Heintel darf es seit Oktober tragen. Das Bundesverdienstkreuz ist für diejenigen gedacht, die, wie Heintel, dem Vaterland einen besonderen Dienst erwiesen haben. Heintels Dienst besteht nicht nur darin, dass sie vierfache Großmutter und Mutter von drei eigenen und drei Pflegekindern ist. Auch nicht darin, dass sie als "Urgestein" der Morbacher Sozialdemokraten oder als Frau der ersten Stunde bei der Arbeiterwohlfahrt bekannt ist. Geehrt wurde die 60-Jährige, weil sie sich für ihre Mitmenschen engagiert. Wann immer bei der Notfallnachsorge des Deutschen Roten Kreuzes der Piepser geht, fährt sie los, um Menschen die Nachricht vom plötzlichen Tod eines Angehörigen zu überbringen und ihnen nach besten Kräften beizustehen. Leicht fällt ihr diese ehrenamtliche Aufgabe nicht. "Ich habe immer ein Zittern in den Knien", sagt sie und gesteht, dass ihr "dieses Absolute" bei Sterbefällen zu schaffen mache. Dass sie dennoch dabei bleibt, hat mit persönlichen Erfahrungen zu tun. Bei dem Tod ihrer Mutter sei sie auch allein gewesen. Daher weiß sie, wie wichtig Beistand ist. Die Wurzeln ihres vielfältigen Engagements reichen weit zurück. "Es fing damit an, dass ich Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Morbach wurde", erinnert sich Heintel. Ihre erste Aufgabe dort war der Aufbau der Morbacher Kleiderkammer. Anfangs habe sie das noch von zuhause aus gemacht. Nutznießer ihres Engagements war auch das Kinderheim Thalveldenz, das sie mit privaten Kleidungsstücken versorgte. Die ersten Kontakte zu dem Heim, in dem sie auch ihre Pflegekinder kennen lernte, reichen aber schon in Vor-Awo-Zeiten zurück. Über Jahre habe sie Feriengäste aus dem Heim eingeladen. "Weil mir Kinder immer schon am Herzen lagen", sagt Heintel. Über ihre eigenen Kinder, die sie an die Mosel begleiteten, seien dann die Patenschaften entstanden. Und die waren ganz in ihrem Sinn: "Ich wollte immer Geschwister haben, und deshalb habe ich mir eine große Familie geschaffen." Dass sie die auch mit ihrem vielfältigen Engagement unter einen Hut brachte, ist erstaunlich. Manchmal habe sie die Kinder einfach mitgenommen zu Seminaren oder SPD-Parteitagen. Oft nahm Heintel aber auch die Hilfe Dritter an: "Eine gute Nachbarschaft ist Gold wert", sagt sie. Trotz der Beanspruchung durch eine mehrköpfige Familie und der Versorgung der Eltern begründete Heintel die ambulante Pflege der Awo. Anschließend absolvierte sie eine Ausbildung als Krankenpflegerin, und sie arbeitet bis heute als Betreuerin bei der Morbacher Awo. Eine Frau der ersten Stunde ist sie auch bei der SPD, der die gebürtige Saarländerin, die in Bischofsdhron aufwuchs, 1971 beitrat. "Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen habe ich auf Ortsvereinsebene gegründet", erzählt Heintel. Funktionen wie Gemeinderatsmitglied oder ehrenamtliche Schöffin beim Landgericht Trier nimmt sie fast schon nebenher wahr.

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