Ein Rucksack voller Geld

BERNKASTEL-KUES. Ein Mann der ersten Stunde: Werner Heinz begleitet die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues seit der ersten Stunde ihres Bestehens.

Wenn sich jemand in der VG Bernkastel-Kues auskennt, dann ist es Werner Heinz. Seit 50 Jahren ist er im öffentlichen Dienst. Zuerst gehörte er der Amtsverwaltung Bernkastel-Land an. Nach der Verwaltungsreform im Jahr 1970 wechselte er zur Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Seine Verwaltungs-Tätigkeit macht ihn zum lebenden Geschichtsbuch. Er kann manche Anekdote erzählen. Zum Beispiel die Geschichte des 14-jährigen Lehrlings, der mit zigtausend Mark im Rucksack über den Hunsrück läuft. Potenzielle Diebe brauchen nicht weiter zu lesen. Dieser Junge war Werner Heinz, der damals mit einem älteren Kollegen unterwegs war, um das Holzgeld einzusammeln. Mit dem Postbus fuhren sie auf den Hunsrück und klapperten dann die Orte ab. Am Abend zahlten sie die Einnahmen bei der Sparkasse in Kleinich ein. Als sie am nächsten Tag wieder in Bernkastel-Kues ankamen, waren die Rucksäcke wieder schwer. "Da waren schon mal 10 000 bis 12 000 Mark drin", erinnert sich Heinz. Erst ab 1957 wurde die Tour mit dem Auto gemacht. Acht Bürgermeister hat er erlebt, war mit ihnen von Ratssitzung zu Ratssitzung unterwegs. Um den Landwirten ihr Tagwerk nicht zu erschweren, gab es Orte, in denen die Sitzungen morgens um 9 Uhr begannen: in Graach zum Beispiel. Damals gehörte Kautenbach noch zur Hälfte zu Graach. Wie kamen die Kautenbacher Ratsmitglieder nach Graach: zu Fuß. Wer erinnert sich noch, dass es in den Orten Gemeindebullen gab und Schlacht-, Gefrier- und Waschhäuser unverzichtbar waren? Hausschlachtungen waren ein Ereignis, heute sind sie undenkbar. "Die Vorschriften könnten einfacher sein", sagt Heinz nicht nur mit Blick auf diese Verordnung. Werner Heinz hat auch noch miterlebt, dass Care-Pakete verteilt wurden. Diese Pakete voller Lebensmittel hatten die Amerikaner ins kaputte Nachkriegsdeutschland geschickt. "Sie wurden bis 1955 bei uns verteilt", erinnert sich Heinz. Und wie war damals der Umgang in einer Verwaltung? Heinz berichtet von "seinem" ersten Bürgermeister, Peter Kehl: "Ein väterlicher Chef. Er hat mir am dritten Tag meiner Ausbildung gesagt, ich könne zu ihm kommen, wenn mich was bedrückt." Es gab auch Zeiten, da in den Ratssitzungen viel Wein getrunken wurde. Heinz: "Im VG-Rat gab es in den 70er-Jahren einen hohen Anteil an Winzern." Als die Promillegrenze eingeführt wurden, sei der Weinkonsum zurückgegangen. Es sei natürlich auch normal gewesen, dass bei den Ratssitzungen Dialekt gesprochen wurde und man sich geduzt habe. "Vieles ist komplizierter geworden", sagt Heinz, der seit 25 Jahren Büroleiter der Verbandsgemeinde ist. Früher seien Streitigkeiten vor Ort geregelt worden. "Heute wird für alles ein Schuldiger gesucht." Heinz hat auch Zeiten erlebt, in denen die Orte und damit auch die VG finanziell gut ausgestattet waren und Vieles bewerkstelligt wurde. Deshalb ist für ihn in Zeiten fehlenden Geldes etwas Maxime. "Wir leben von dem Geld, das wir anderen wegnehmen. Wir müssen anständig damit umgehen."

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