Ein Schatz der besonderen Art

Bernkastel-Kues · Seit 1979 besitzt die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues ein wertvolles Gemälde von Otto Dix. Es geht nun als Leihgabe nach Colmar.

 Leo Wächter präsentiert das wertvolle Gemälde. TV-Foto: Clemens Beckmann

Leo Wächter präsentiert das wertvolle Gemälde. TV-Foto: Clemens Beckmann

Foto: (m_mo )

Bernkastel-Kues In einem Atemzug zusammen mit dem Museum of Modern Art in New York, der National Gallery of Art in Washington oder der Pinakothek in München genannt zu werden: Wer kann das schon von sich behaupten? Die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues zum Beispiel. Die hat genau wie die aufgeführten Museen dazu beigetragen, dass im Winter 2013/14 die Kunsthalle in Mannheim für die Ausstellung "Mythos Welt" bestückt werden konnte. Damals wurden dort Werke der Maler Max Beckmann und Otto Dix gezeigt. Die VG Bernkastel-Kues steuerte zu der Ausstellung das Ölgemälde Kreuzigung von Dix bei. Es zeigt den gekreuzigten Jesus.
Wieso besitzt die VG Bernkastel-Kues ein Bild des berühmten Malers, wie kam es in ihren Besitz? Der genaue Ablauf ist nicht mehr zu eruieren, obwohl ein Ordner mit Papieren und Verträgen bei der VG existiert. Aber die Geschichte reicht bis in die 1970er Jahre zurück. Und von den handelnden Personen ist niemand mehr im Amt.
Die Hauptperson auf der Seite der Kommune, der damalige Bürgermeister Wilhelm Kreutzberg, ist im Jahr 2000 gestorben. Er war von 1971 bis 1985 Verwaltungschef.
Auch Hermann Lewen weiß nicht genau, wie das Geschäft zustande kam. Lewen war ab 1983 für die Kultur vor Ort zuständig. Seine Vermutung: Kreutzberg und Erich Marx, der Gründer des Reha-Zentrums auf dem Kueser Plateau, kannten sich sehr gut. Marx war, so Lewen, ein großer Kunstfreund und Mäzen.
Über diesen Weg könnte der Kontakt zustande gekommen sein. "Kreutzberg war sehr kunstsinnig", erinnert sich Lewen. Seiner Initiative verdankt die Region auch die Mosel Festwochen (heute Mosel Musikfestival), die Hermann Lewen seit 1985 organisiert. Als Bürgermeister von Bitburg (1962 bis 1971) hatte Kreutzberg bereits vorher die Idee des Europäischen Grenzlandtreffens (heute Europäisches Folklore Festival) entwickelt.
Leo Wächter war noch nicht Mitglied der Verwaltung, als Kreutzberg nach Bernkastel-Kues kam. Der hauptamtliche Beigeordnete hat sich aber für den TV in dem Ordner schlau gemacht. 1979 habe die VG von der Witwe von Otto Dix das 1946 entstandene Gemälde für 60 000 Mark erworben. Wilhelm Kreutzberg sei dabei die treibende Kraft gewesen. Wie der Kontakt entstanden sei, könne er nicht sagen. Das Bild habe im Rahmen der Aktion "Kunst am Bau" seinen Platz in der Kapelle des damals neuen St. Nikolaus Altenzentrums in Bernkastel-Kues gefunden. Dort hing es mehr oder weniger beachtet und auch nicht besonders gesichert.
Rein finanziell war der Erwerb ein Coup. Schätzungen zufolge dürfte sich, so Wächter, der Wert des Werkes mittlerweile auf 80 000 bis 120 000 Euro belaufen. Und weil es so wertvoll ist, wurde das Original vor einigen Jahren durch eine Kopie ersetzt. Die echte Kreuzigung wanderte in den Safe einer Bank.
Den verließ sie nur um gut gesichert (Versicherungswert 130 000 Mark) zu Ausstellungen in andere Städte gebracht zu werden: zum Beispiel neben Mannheim nach Nürnberg, München, Limburg und Colmar (Frankreich). Die Stadt im Elsass wird nun auch für die nächsten fünf Jahre Heimat des Bildes. Die Kreuzigung geht als Dauerleihgabe ins Museum Unterlinden. Es ist berühmt für den Isenheimer Altar. Dix hat sich in vielen Werken auf den Altar bezogen, den Matthias Grünewald 1516 fertig stellte.
"Vielleicht führt die Präsentation zu einer weiteren Wertsteigerung", sagt Wächter. Das heiße aber nicht, dass ein Verkauf ins Auge gefasst sei. Es gebe aber durchaus Interesse von Auktionshäusern. "Ins Wohnzimmer hängt man sich so ein Bild aber nicht", sagt Wächter mit Blick auf mögliche Interessenten.Extra: DER KÜNSTLER


Otto Dix wurde am 2. Dezember 1891 in Untermhaus, heute ein Stadtteil von Gera, geboren. Er gilt als bedeutender Maler und Grafiker des 20. Jahrhunderts. Er hinterließ alleine mehr als 6000 Zeichnungen und Skizzen. Sein Talent wurde bereits in jungen Jahren erkannt und gefördert, zum Beispiel während der Schulzeit vom Zeichenlehrer. Schon vor dem Ersten Weltkrieg wandte er sich der Avantgarde zu und experimentierte mit kubistischen und futuristischen Formen. Ab 1937 galten seine Werke als entartete Kunst. Die Nazis verboten Ausstellungen. 1939 war Dix auch kurzzeitig inhaftiert. Der Künstler erhielt weiter Privataufträge. Kurz vor Ende des Krieges wurde er noch zum Volkssturm eingezogen und geriet in Gefangenschaft. Nach der Entlassung lebte er in Hemmenhofen am Bodensee. Er kehrte zum expressionistischen Malstil seiner Frühzeit zurück. Viele Arbeiten dieser Zeit sind von christlicher Thematik geprägt. 1959 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz. Seine Kunst wurde in beiden Teilen Deutschlands geschätzt und honoriert. Dix starb am 25. Juli 1969. Seine letzte Ruhe fand er in Hemmenhofen. (Quelle Wikipedia)

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