Ein Schrei kann Leben retten

Zwei Beamte der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder vor Verbrechen (Entführung, Missbrauch) zu schützen. Das Projekt stößt auf große Resonanz.

Bernkastel-Kues. Es ist eines der abscheulichsten Verbrechen: Ein Kind wird auf der Straße angesprochen, entführt, missbraucht und danach umgebracht. Einen solchen Fall hat es in der Region Bernkastel-Kues noch nicht gegeben. "Doch immer Mal werden Kinder angesprochen", berichtet Karl Peter Günter (Polizeiinspektion). Der Beamte ist seit 1983 als Verkehrssicherheitsberater tätig und bringt seither Kindern den richtigen Umgang mit dem Fahrrad bei.

Seit Ende 2006 hat sich das Aufgabenfeld erweitert. Gemeinsam mit seiner Kollegin Michaela Geisen betreut Günter das Projekt "Kinderansprecher — Geh nicht mit Fremden".

Die Ordnungshüter gehen mit dem Ziel an Grundschulen und Kindertagesstätten, die Kinder zu sensibilisieren, damit sie Gefahrensituationen erkennen und Abwehrmechanismen lernen. Eineinhalb Stunden haben sie dafür pro Klasse beziehungsweise Gruppe Zeit.

Zusätzlich werden die Eltern in einer Informationsveranstaltung mit dem Thema konfrontiert. "80 Prozent der Eltern kommen zu den Infoabenden: Und die Kinder sind sehr interessiert und motiviert", berichten die Beamten. Die Kinder werden spielerisch an die Thematik herangeführt: zum Beispiel mit Rollenspielen und Puppen. Das Programm dazu erarbeiten Günter und Geisen selbst.

Die Kinder sollen darin bestärkt werden, auf ihr Gefühl zu achten und sich das Recht zu nehmen, "Nein" zu sagen, auch wenn das mal als Unhöflichkeit ausgelegt wird. "Im Zweifelsfall sollen sie einfach weglaufen, wenn sie angesprochen werden", sagt Michaela Geisen. Die Kinder werden auch aufgefordert, in Gefahrensituationen zu schreien. Dieser Gefühlsausbruch muss geübt werden. Wenn dies zu Hause geschehe, sollten vorher die Nachbarn informiert werden, damit sie keine falschen Schlüsse ziehen, rät Karl Peter Günter.

Die Beamten haben bereits die meisten Schulen und Kindertagesstätten in ihrem Zuständigkeitsbereich (VG Bernkastel-Kues, VG Neumagen-Dhron, Teile der VG Kröv-Bausendorf) besucht, viele bereits mehrfach.

"Wie viele Delikte wir verhindert haben, können wir natürlich nicht sagen", sagt Günter. "Aber uns wird oft gesagt, dass dies eine gute Sache ist". Wichtig sei es, ein offenes Ohr für die Kinder zu haben. Das gelte nicht nur für die Polizisten, sondern in erster Linie für Eltern und Vertrauenspersonen.

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