Ein Sonntag
Am Sonntag habe ich mir Zeit genommen, um die Landesgartenschau noch einmal zu besuchen. Angefangen habe ich auf dem Luxemburger Turm. Was für ein Blick in das Trierer Tal. In welch herrlicher Gegend leben wir.
Am Kinderspielplatz vorbei: Glückseliges Matschen - am liebsten hätte ich mitgemacht. Zu den Staudenbändern: Leuchtende Blautöne im "Wasserband". Näher kommend: Es bewegt sich, brummelt. Es wimmelt nur so in den Salbeiflächen, um den Rittersporn, in den Kelchen der Taglilien: Stein-, Erd- und Waldhummeln, sogar eine riesige tiefschwarze Holzbiene schnurrt vorbei, Solitärbienen, Wespen. Eine fremde Welt, unabhängig von uns, so nah sie uns auch ist. Im Kirchengarten stapfe ich über schnurrenden Kies die Schleifen und Kehren des Labyrinths ab und sinniere über die Schleifen und Kehren meines Lebens. Und unerwartet fast erreiche ich die Mitte. Vorweggenommene Erfüllung. Überraschung an einer Wiese: Ich hatte schon abfällig gedacht: So eine nichtssagende Struppigkeit auf einer Gartenschau, als ich den gemähten Pfad entdecke. Auf der anderen Seite lacht mir eine heitere, bunte Blumenwiese ins Gesicht. Und dann stehen da die großen Rostrohre wie Orgelpfeifen am Weg. Ob sie orgeln? Ich lege mein Ohr an die Öffnung, schleiche von Rohr zu Rohr: Der Himmel scheint zu singen, tönt und summt. Das muss die Ohren öffnen: Neu höre ich das Lied der Vögel, den Wind in den Pappeln, die Glocken aus dem Tal. Und zuletzt tappe ich über samtweichen Rasen durch Rosenbeete, schaue, fühle die Blüten, schnüffle unbeschreibliche Düfte. Was für ein Mittag: Der Schritt wurde langsam, der Blick neu eingestellt, alle Sinne lebendig. Ein Sonntag. Liselotte Musseleck