Ein Sträußchen Petersilie reicht nicht

Die Initiative "Regional-Erste Wahl" besteht seit mehr als sechs Jahren. Der Kreis ist bisher eher klein. Kreative Kollegen sind erwünscht, allerdings keine Selbstdarsteller.

 Die Initiatoren und Protagonisten der Initiative „Regional-Erste Wahl“. TV-Foto: Clemens Beckmann

Die Initiatoren und Protagonisten der Initiative „Regional-Erste Wahl“. TV-Foto: Clemens Beckmann

Lieser. Es liegt ein besonderer Duft im "Landhotel Steffen" in Lieser. Ralf Schmitt (Restaurant "Ürziger Würzgarten"), Sprecher der Initiative "Regional - Erste Wahl", hat einen Korb voller Gewürzpflanzen und Blüten mitgebracht. Im Raum steht eine Maschine mit der Markus Reis (Zeltinger Hof) selbst hergestellten Schinken aufschneidet. Nicht alles, was in den Mitgliedsbetrieben ("Würziger Würzgarten", Ürzig, "Zeltinger Hof", Zeltingen-Rachtig, "Doctor-Weinstube", Bernkastel-Kues, "Burg Landshut", Bernkastel-Kues, Landhotel Steffen, Lieser, Landhaus Arnoth, Kleinich, Hotelfachschule Bernkastel-Kues, Bäckerei Licht, Lieser) auf den Tisch kommt beziehungsweise hergestellt wird, hat seinen Ursprung in der Region. Doch es gibt seit der Gründung der Initiative im August 2001 das Bemühen, regionale Produkte auf den Tisch zu bringen und bei den Menschen für den Umgang mit regionalen Produkten zu werben. Die Außendarstellung soll weiter verstärkt werden: zum Beispiel mit dem Logo "Regional-Erste Wahl - Moselküche neu erleben", das auf die Betriebe hinweist. "Regional-Erste Wahl macht einfach Spaß", fasst Markus Reis die Stimmung zusammen. Froh sind die Initiatoren, dass sie bei der Organisation Unterstützung bei der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und der dazu gehörenden Mittelmosel-Touristik haben. Leicht ist ihr Tun trotzdem nicht. Beispiel: der Regionalmarkt in Bernkastel-Kues am 7. Oktober. Da präsentierten sich die Köche, obwohl sie auch in den eigenen Betrieben genug zu tun gehabt hätten.Die Region authentisch erleben

Neue Mitglieder sind erwünscht. "Wir sind offen für alle kreativen Kollegen. Wir brauchen aber keine Selbstdarsteller und keine Leute, die mit einem Sträußchen Petersilie aus regionaler Produktion winken", macht Wolfgang Rieger (Doctor-Weinstube) deutlich. Es gehöre auch Mut dazu, sagt Udo Gündel (Landhaus Arnoth). Es lohne sich aber regionale Produkte teurer einzukaufen. "Die Gäste sind neugierig", fügt Jörg Steffen (Landhotel Steffen) an. "Sie wollen eine Region authentisch erleben", betont Bürgermeister Ulf Hangert. Einmal im Jahr zeigen die Köche in einer Großveranstaltung, was mit regionalen Produkten alles möglich ist. Am 6. März 2008 gibt es eine Neuauflage im Casino der Sparkasse in Bernkastel-Kues. Hans Sachsenröder (Mittelmosel-Touristik) kündigt einen ganz besonderen Abend an, will aber noch nicht mehr verraten. Meinung Es gibt noch genug zu tun Eine Region definiert sich nicht nur, aber auch über ihre Produkte. Das ist an der Mosel in erster Linie der Riesling. Beim Essen gibt es immer noch Nachholbedarf. Leberkäse mit Spiegelei, Scholle "Finkenwerder Art" und Toast Hawaii können zwar auch schmackhaft sein, gehören aber nicht unbedingt in großer Zahl auf die Tafeln, die vor den heimischen Lokalen als Blickfang dienen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt eine Reihe von Betrieben, die nicht der Initiative "Regional-Erste Wahl" angehören und trotzdem moselländisch kochen — auch mit Produkten aus der Region. Aber es dürften gerne noch mehr sein. Andere Regionen (Baden, Rheingau etc.) sind uns in dieser Hinsicht immer noch voraus. Die Mosel hat fraglos aufgeholt. Aber es gibt noch genug zu tun. c.beckmann@volksfreund.de

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