Ein Termin für die Träume

WITTLICH. Traumhafte Landschaften, Begegnungen mit fremden Menschen, die Freiheit, nicht nach dem Kalender oder der Uhr leben zu müssen sowie viele Abenteuer - das erlebte Klaus Schubert auf seiner Motorradreise, die 16 Jahre dauerte, über fünf Kontinente. Bei einem vom TV präsentierten Vortrag im Cusanus-Gymnasium ließ er die Zuhörer Teil haben.

Der kernige Klang zweier Motorräder, dazu Bilder von staubigen Straßen und wunderschönen Landschaften stimmen die Zuhörer im Atrium des Wittlicher Cusanus-Gymnasium auf Klaus Schuberts Weltreise ein. "Man muss sich einen Termin für seine Träume setzen", erklärt Schubert, der in den Jahren seiner Weltumrundung ganz frei von Termindruck gelebt hat. Anlass für die Reise war ein Besuch bei seiner Schwester, die in Japan lebt, beschreibt Schubert seine Motivation, sich für die Abreise mit dem Motorrad einen festen Zeitpunkt zu setzen. Zehn Monate hatten sich Schubert und seine Freundin Claudia Metz als Zeitrahmen gesetzt - 193 Monate verstrichen, ehe sie erstmals wieder in ihrer Heimatstadt Köln eintrafen. Den Entschluss, sich nicht mehr an zeitliche Vorgaben zu halten, sondern den Weg zum Ziel zu machen, traf das Paar in Indien. "Die Leute dort leben auch nicht nach der Uhr". Bis zu diesem Zeitpunkt waren seit der Abreise fünf Wochen vergangen, in denen sie durch sieben Länder "gehetzt" waren. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie auch bereits die unangenehmen Seiten und Strapazen des Reisens kennen gelernt: Verletzungen, Krankheit, Schäden am Motorrad, ein Überfall im Kurdengebiet nahe der Grenze zu Teheran und Polizeikontrollen sorgten immer wieder für Probleme. Nach zehn Monaten kündigte Schubert seinen Job, bei dem er Sonderurlaub genommen hatte - per Postkarte. "Man muss ja die Form wahren", erklärt er mit leicht ironischem Unterton, der immer wieder bei seinen Erzählungen zu spüren ist.Chinesische Polizei beschlagnahmt Motorräder

In den folgenden Jahren der Reise fuhren die beiden durch Neuseeland, Australien, Bali, Java, Sumatra, Taiwan und Thailand, bis sie 1984 endlich bei Schuberts Schwester in Japan ankamen. Dort hatten die Reisenden auch keinen Pfennig mehr in der Tasche. Schubert und Metz fanden jedoch Arbeit und konnten ihre Reisekasse wieder auffüllen. Von Japan aus reisten sie nach China. Bei diesem Land nimmt sich Schubert mehr Zeit für seine hoch interessanten Erzählungen. Dort wurden sie verhaftet und wenig später wieder freigelassen. Die Motorräder blieben aber bei der Polizei, so dass sie zunächst als Rucksacktouristen das Land erkundeten. Nachdem sie ihre Motorräder mit der Verpflichtung zur sofortigen Ausreise zurückbekamen, forderte Schubert das Glück noch einmal heraus und drehte eine abenteuerliche "Ehrenrunde" durch Südchina, bis sie sich schließlich in Hongkong in Sicherheit brachten. Es folgen weitere Reiseschilderungen von den Touren durch Amerika und Südamerika. Auch dort nahmen sie immer wieder Arbeit an, um über die Runden zu kommen. "Wir haben gelernt, mit wenig Geld auszukommen", beantwortet Klaus Schubert die Frage, die sich wohl viele Menschen bei seinen Erzählungen stellen. Zwischendurch wechselten Schubert und Claudia Metz auch von der Straße auf das Wasser. Schubert schildert den Zuhörern genau, welche abenteuerliche Konstruktionen er für seine Boote baute. Mit Schaufelrädern, die von den Motoren der beiden Zweiräder angetrieben wurden, kamen sie voran. Im Amazonasbecken fuhren sie mit einem Boot, dass so etwas wie eine häusliche Gemütlichkeit vermittelte. Dieses Boot ließen sie später nach Antwerpen verschiffen und fuhren damit 1999 die letzten Kilometer nach Köln zum Abschluss ihrer Weltreise, die sie auch noch durch den afrikanischen Kontinent führte. Mittlerweile haben Klaus Schubert und seine Lebensgefährtin eine Familie gegründet und ihren Lebensmittelpunkt nach Argentinien verlegt, von wo aus sie weitere Reisen unternehmen und wo sie ihre Kinder selbst unterrichten. Für die Zuhörer im Atrium war es ein interessanter Einblick in eine Lebensweise, die anders, sehr mühsam, aber vielleicht auch sehr schön ist.

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