Vereine Ein Treffen für Familien
Wittlich · Der Wittlicher Tennisclub feiert seinen 85. Geburtstag. Der Verein blickt auf eine wechselhafte Geschichte zurück, profitierte vom Tennisboom und versuchte erfolgreich, dem anschließenden Mitgliederschwund zu trotzen.
Es war der 7. Juli 1985, als ein damals junger Spieler namens Boris Becker mit seinem Sieg des berühmten Tennisturniers in Wimbledon einen wahren Tennis-Boom in Deutschland auslöste, von dem auch der der Tennisclub (TC) Blau-weiß Wittlich profitierte. „In Hochzeiten hatten wir 440 Mitglieder“, erzählen der erste Vorsitzende Jörg Hosp und Jugendwart Bastian Reis. Mittlerweile, zum 85-jährigen Bestehen des Vereins in diesem Jahr (siehe Info), sind es rund 250, Tendenz steigend. „Wir hatten auch schon mal nur 215 Mitglieder, es geht also wieder aufwärts“, sagt Reis. Denn als der Glanz von Becker und Steffi Graf allmählich verblasste, sank in Deutschland auch die Begeisterung für Tennis.
Beim TC Wittlich versuchte und versucht man den Trend dank intensiver Nachwuchsarbeit zu stoppen. „Bei uns kann man als ganze Familie spielen, das ist das Schöne“, sagt Reis. Es gebe Familien, von denen fünf Mitglieder im Verein seien und die alle aktiv Tennis spielen. Zudem hat der Verein neben dem Clubhaus, das von April bis September, wenn die vereinseigenen Plätze nahe der Hasenmühle geöffnet sind, für jedermann offen und bewirtet ist, einen Spielplatz errichtet, direkt neben der, wie Hosp sagt, „schönsten Terrasse Wittlichs“. „Dann können die Eltern Tennis spielen und die Kinder auf dem Spielplatz“, ergänzt Reis.
Zudem hat der Verein eine Kooperation mit der Grundschule Friedrichstraße und bietet einmal pro Woche im Rahmen der Nachmittagsbetreuung ein Tennisprogramm an, die Schule habe außerdem einen Aktionstag beim Club. Und: „Freitags bieten wir ein offenes Schnuppertraining für Kinder an, das von älteren Jugendlichen geleitet wird. Das steht allen offen“, sagt Reis.
Früher habe die Jugend nicht so viele Möglichkeiten gehabt wie heute, die Plätze frei zu nutzen. „In meiner Jugend mussten wir immer um 17 Uhr die Plätze verlassen“, weiß Jörg Hosp. Dann sei die Anlage allein den Erwachsenen vorbehalten gewesen. Heute stehen die acht Sandplätze des Vereins allen Mitgliedern von Frühjahr bis Herbst jederzeit offen. „Alle haben einen Schlüssel und können jederzeit spielen“, sagt Hosp.
Die erste Anlage des Clubs befand sich am Casino, die zweite am Jahnplatz. Nach dem Umzug Mitte der 1950er-Jahre auf das heutige Gelände nahe der Hasenmühle hatte der Verein statt der aktuell acht Plätze nur vier, das Clubhaus wurde erst Anfang der 1970er gebaut. Dessen Räume werden, so Hosp und Reis, auch viel für Veranstaltungen des Vereins genutzt oder für Familienfeiern gebucht.
Im Winter ist die Anlage allerdings witterungsbedingt nicht geöffnet, dann muss der Verein in die Halle nach Bernkastel-Kues ausweichen. „Eine eigene Tennishalle kann man als Verein nicht tragen“, erklärt Hosp. Man arbeite derzeit an einer Lösung, aber das Richtige sei noch nicht gefunden worden. Ein schwieriges Unterfangen, denn nur in den wenigsten Sporthallen kann auch Tennis gespielt werden. Im Eventum zum Beispiel kann wegen des Bodenbelags kein Tennis gespielt werden.
Die acht Plätze des TC Wittlich haben allesamt, wie es in Deutschland üblich ist, Sandbelag. Während die Mitglieder des Vereins damit, wie die gute Belegung zeigt, keine Probleme haben, würde Boris Becker damals wie heute in Wittlich wohl weniger erfolgreich spielen: Auf diesem Belag hat Becker, mehrfacher Wimbledon-Sieger und Gewinner der US und der Australian Open, in seiner langen Tenniskarriere kein einziges großes Turnier gewonnen.