Ein Turm und ein Lindenbaum

Longkamp · Seine ungewöhnliche Form mit einem fünf Meter hohen Turm und der schattige Platz unter der Linde verlockt viele Autofahrer zur Rast. Das Kapellchen am Forsthaus in Longkamp wurde 1775 erbaut. Es wird täglich gepflegt.

Longkamp. So mancher Autofahrer, der durch Longkamp Richtung Hunsrückhöhenstraße fährt, stoppt am Ortsausgang seine Fahrt, weil er das Longkamper Kapellchen mit seinem ungewöhnlichen Aussehen erblickt. Es ist eine Wegekapelle, wirkt aber durch den fünf Meter hohen Turm plus Kuppel und Eisenkreuz wie eine kleine Kirche. Diese Art der Wegekapelle mit einem Turm gibt es sonst kaum. Sie wurde im Jahre 1775 durch Mathes Peifer erbaut, verkündet eine Inschrift über dem Eingang. Peifer erlitt als alter Mann ein tragisches Ende. Er kam beim großen Brand von Longkamp im Jahre 1824 ums Leben. 1926 ist das Kapellchen renoviert worden. Auch in den Jahren danach haben die Longkamper immer wieder dafür gesorgt, dass ihr Kleinod in frischem Glanz erstrahlt. Das Kapellchen ist ein Massivbau mit dreiseitigem Chorschluss und drei Rundbogenöffnungen, von denen allerdings zwei mittlerweile vermauert sind. Die Chornischen enthalten Reliefs von Kreuztragung, Kreuzigung und einer Pieta. Zudem lädt am schattigen Lindenbaum vor der Kapelle eine Bank zum Verweilen ein. "Häufig sehen wir Autofahrer mit unterschiedlichsten Kfz-Kennzeichen, die sich bei der Kapelle eine Pause gönnen. Auch Radler und Wanderer, die das Kapellchen erblicken, legen auf der Bank an der Linde eine Rast ein, um die mitgebrachte Wegzehrung im Ambiente des Longkamper Kapellchens zu genießen", erläutern Manfred und Ursula Reichert. Beide wohnen gegenüber im ehemaligen Forsthaus. Als Manfred Reicherts Eltern 1967 das Forsthaus gekauft hatten, wurde zugleich eine Tradition übernommen. Denn die Förster haben seit Menschengedenken das Kapellchen gepflegt, zuletzt Förster Gessner. Von seinen Eltern übernahm Manfred Reichert mit seiner Frau Ursula vor etwa 15 Jahren die Tradition, jeden Vormittag das Kapellchen aufzuschließen, eine Kerze zu entzünden und abends wieder zuzuschließen. Sie machen kein Aufhebens um diese Arbeit, sehen das als schöne Aufgabe an.DORF GESCHICHTE(N)

Ursula Reichert reinigt die Kapelle, stellt Blumenschmuck aus dem eigenen Garten hinein, manchmal auch aus der Gärtnerei gekauft. Auch Longkamper Bewohner entzünden so manche Kerze. Die Kapelle ist Eigentum der Ortsgemeinde. Sie hat keinen eigenen Namen, sondern wird allgemein "Et Kapellchen - Das Kapellchen" genannt, gelegentlich auch "Kapellchen beim Forsthaus". Im Inneren schmücken Figuren von Maria und Joseph mit dem jungen Jesus den Altar. Diese strahlen durch ihre lebendig wirkende Ausführung Herzlichkeit aus. Das Kapellchen wird von den durchfahrenden Fremden viel fotografiert, sagen die Reicherts. ger

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