"Ein überwältigender Blick"

WITTLICH. Der Wittlicher Erhard Gödert, Oberstleutnant a.D. der Luftwaffe, erzählte auf Einladung der Casino-Gesellschaft Wittlich aus seinem Leben als Flugzeugführer in Deutschland und den USA.

Viele Besucher waren ins Wittlicher Casino gekommen, um den Berichten des 70-jährigen Erhard Gödert aus den erlebnisreichen Jahren zu lauschen, in denen er als Offiziersanwärter, Kampfflieger, Testpilot und Flugausbilder in Deutschland und den USA tätig war. Der Abend entwickelte sich zu einer historischen Rückschau politischer und gesellschaftlicher Ereignisse. Die Diskussion über die Wiederbewaffnung deutscher Streitkräfte sei zu Beginn der 50er Jahre kontrovers diskutiert worden, auch in Wittlich seien die Meinungen weit auseinander gegangen, berichtet Gödert. Knapp ein Jahr nach Gründung der Bundeswehr 1955 fasste er dennoch den Entschluss, Soldat zu werden. Als Fliegeranwärter kam er nach Bayern und bald darauf nach San Antonio in Texas. Damit wurde der Grundstein für seine militärische Laufbahn gelegt. Sie führte ihn um den halben Erdball, gab ihm die einmalige Gelegenheit, unterhalb des Meeresspiegels im Death Vally einen Überschallflug zu meistern und brachte ihn als Jetpilot hoch hinauf bis in die Stratosphäre. "Ein überwältigender Blick, wenn unter einem der weiße Himmel bleibt, darüber sich das All mit seinen Sternen erhebt und sich vor einem die Erde krümmt." Auch von vielen Begegnungen mit bekannten Persönlichkeiten wie beispielsweise Franz-Josef-Strauß und die Astronauten Neill Armstrong und Michael Collins konnte Gödert erzählen. Schmunzelnd berichtete er von seiner "US-musikalischen Karriere" in den 50ern, als er von einem Vorgesetzten, "Junker Gödert, Sie machen das!", dazu verdonnert wurde, einen Chor zu führen. 1600 Flugstunden im Starfighter

Aber auch die Schattenseiten bekam er dort hautnah mit: Als er eines Abends die farbige Putzfrau Mary mit in seinem Auto zur Stadt nehmen wollte, wurde er vom Sheriff gestoppt. Die Rassentrennung war unerbittlich, Mary musste wieder aussteigen. Als Kampfflieger, Testpilot und Flugausbilder verbrachte Gödert insgesamt um die 3600 Flugstunden in der Luft, davon flog er 1600 Stunden im Lockheed F-104, besser bekannt unter dem Namen Starfighter, der wegen überdurchschnittlich vieler Abstürzen in die Kritik kam und als Fallfighter, Erdnagel oder Fliegender Sarg beschimpft wurde. Als Testpilot war Gödert an Erprobungsprogrammen beteiligt, die am Starfighter Schwachstellen aufdecken und Verbesserungen umsetzen sollten. Einige heikle Situationen erlebte auch Wittlichs erster Bundeswehrpilot. Einmal wollte sich eine scharfe Rakete nicht aus ihrer Abschussvorrichtung lösen, erzählte er. Neben ernsten und heiteren Anekdoten kamen Erinnerungen aus Kindheit und Jugend nicht zu kurz. Dass Erhard Gödert seiner Heimatstadt treu geblieben ist, verlieh dem Abend eine herzliche Note.

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