Ein Verdacht und seine Folgen

Bernkastel-Kues/Trier · Die Staatsanwaltschaft Trier wirft einem ehemaligen Mitarbeiter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues Untreue vor. Gestern begann die Verhandlung am Landgericht Trier. Die Prozessakten füllen mehrere Kartons.

Bernkastel-Kues/Trier Ein 64-jähriger Mann muss sich seit gestern wegen des Verdachts der Untreue vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier verantworten. Der Mann, der bis zu seiner Kündigung fast 45 Jahre bei der VG-Verwaltung Bernkastel-Kues beschäftigt war, soll mehr als 70 000 Euro veruntreut haben. Allein die Verlesung der Anklage, die 209 Fälle umfasst, dauerte rund zweieinhalb Stunden.

Die Anklage: Der 64-Jährige soll laut Anklage zwischen Ende 2006 und Herbst 2011 als Angestellter der Verbandsgemeindeverwaltung Bernkastel-Kues in 209 Fällen Geld veruntreut haben.
Die Beträge sollen aus Einnahmen von Parkplatzmieten, Fischereibescheinigungen, Verwarnungen und Gebühren für Führerscheinangelegenheiten sowie aus Gewerbe- und Gaststättenerlaubnissen stammen.
Ihm wird vorgeworfen, in besagtem Zeitraum weniger als die eingezahlten Beträge an die Zentralkasse abgeführt und den verbleibenden Teil unrechtmäßig für sich vereinnahmt zu haben, wobei er laut Anklage in 198 Fällen gewerbsmäßig gehandelt haben soll. Zur Verschleierung der Fehlbeträge soll er diese als Rückbuchungen im Kassenbestand eingetragen haben. Die so von ihm vereinnahmten Beträge summieren sich laut Anklage auf mehr als 70 000 Euro.

Die Aussage des Angeklagten: Der 64-Jährige sagte ausführlich zu seinem Lebenslauf und zu den Vorwürfen der Anklage aus. Demnach war er bis zu seiner Kündigung im Herbst 2011 fast 45 Jahre bei der Verwaltung beschäftigt, habe nie finanzielle Probleme und stets eine größere Summe Bargeld im Haus gehabt, die er und seine Frau gespart hatten. Der Mann, der mittlerweile in Rente ist, streitet vehement ab, jemals Geld aus der Kasse der Verbandsgemeinde veruntreut zu haben. "Ich hatte niemals ein Motiv, Geld zu veruntreuen", sagte er gestern vor Gericht. Vielmehr hätten auch Kollegen Zugriff auf die Kasse gehabt, und es seien mehrere Schlüssel für das Büro im Umlauf gewesen. Nachdem ihm im Herbst 2011 von der Verwaltung wegen des Untreueverdachts gekündigt worden sei, habe er einen finanziellen und gesellschaftlichen Absturz erlebt. Noch heute habe er gesundheitliche Probleme.

Die weiteren Termine: Mit der Vernehmung mehrerer Zeugen wird der Prozess am Dienstag, 21. Februar, ab 9 Uhr, am Landgericht Trier fortgesetzt. Weitere Verhandlungstage sind für den 7., 14. und 21. März terminiert.

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