Ein Weg zum neuen Sehen

TRABEN-TRARBACH. Moderne Kunst im Mittelmosel-Museum: Mehr als 30 Bilder umfasst die Ausstellung mit dem Titel "Ruhe und Dynamik" der Traben-Trarbacher Künstlerin Anne M. Krauss, die vor rund 60 interessierten Gästen eröffnet wurde. Bis zum 1. Juni sind ihre Werke im Hause Böcking zu besichtigen.

 Vernissage im Mittelmosel-Museum: Gerd Bayer erläuterte einzelne Bilder der Traben-Trarbacher Künstlerin Anne M. Krauss. Seine Generation sei das Sehen der abstrakten Gemälde nicht gewöhnt gewesen, räumte er ein. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Vernissage im Mittelmosel-Museum: Gerd Bayer erläuterte einzelne Bilder der Traben-Trarbacher Künstlerin Anne M. Krauss. Seine Generation sei das Sehen der abstrakten Gemälde nicht gewöhnt gewesen, räumte er ein. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Nach viel Arbeit im Vorfeld habe er sich noch nie so auf eine Vernissage gefreut, räumte Museumswart Christof Krieger ein. In der Tat gab es bis zum offiziellen Saisonauftakt wieder reichlich zu tun in der barocken Villa, und fast bis zur letzten Minute wurde eifrig gewirkt. Dank vieler fleißiger Helferinnen konnte das Haus auf Hochglanz gebracht werden, die Exponate erstrahlen im rechten Licht, und die Bilder von Anne M. Krauss bringen zusätzliche Frische und Leuchtkraft in das alte Gemäuer. Der Vorsitzende des Museumsvereins wies darauf hin, dass es bei Anne M. Krauss zunächst einiger Überredungskunst bedurft habe, sie davon zu überzeugen, ihre Werke einmal im Mittelmosel-Museum vorzustellen. Hier kommen sie jedoch ganz ausgezeichnet zur Geltung, und Krieger bezeichnete die Ausstellung als "rundum gelungen". "Das Mittelmosel-Museum strahlt auch Ruhe und Dynamik aus, daher sind die Räume für diese Ausstellung geradezu prädestiniert", stellte die Beigeordnete Renate Braband als Vertreterin der Stadt Traben-Trarbach in ihrer Ansprache fest. Anne M. Krauss, die in Bad Harzburg geboren wurde und in Kiel, Hamburg, der Schweiz und Stuttgart lebte, bevor sie 1958 nach Traben-Trarbach kam, hat schon vielerorts ihre Bilder gezeigt, alleine auf zehn Ausstellungen in Frankreich. Renate Braband würdigte die Künstlerin als "hervorragende Botschafterin für unsere Moselstadt". Die musikalische Umrahmung der Vernissage hatten mit Ulrich Foral (E-Gitarre) und Reinhard Klingspor (Klarinette) zwei begabte Hobby-Musiker aus Kröv übernommen. Fest verwurzelt mit dem Mittelmosel-Museum ist Gerd Bayer aus Bausendorf, der in die Ausstellung einführte, die ihm als "ein bisschen gewöhnungsbedürftig" erschien. Was moderne Kunst will und kann, müsse man sich erst erschließen. "Unsere Generation war das Sehen solcher Bilder nicht gewöhnt", sagte Bayer. Heute jedoch sei man bereit, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Nach 1945 gehe die Kunst ins Extreme, weg von der bildlichen Darstellung. Der Künstler entblättere sich selbst und seine Gefühlswelt. Bayer: "Die abstrakte Kunst will uns zum neuen Sehen bringen."Moderne Bilder kontrastieren mit alten Kunstschätzen

Beim anschließenden Rundgang gab Gerd Bayer Erläuterungen zu den einzelnen Bildern. Die Künstlerin habe Anregungen gegeben, die Interpretation müsse der Zuschauer leisten, merkte er an. "Man muss sich anstrengen, das verlangt die moderne Kunst." Wer diese "Anstrengung" scheut, ist dennoch im Mittelmosel-Museum gut aufgehoben, gibt es hier doch eine Fülle wertvoller alter Kunstschätze. Die Bilder von Anne M. Krauss bilden dazu einen reizvollen Kontrast. Das Museum und die Ausstellung können dienstags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und 13.30 Uhr bis 17 Uhr besichtigt werden. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen ist das Haus von 10 bis 13 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort