Ein Wettstreit mit Worten

Bernkastel-Kues · In Bernkastel-Kues wurde zum neunten Mal der Bären-Slam ausgetragen. Bei dem literarischen Vortragswettbewerb gingen sechs junge Menschen an den Start, Das Publikum hat entschieden, wer gewinnt.

Bernkastel-Kues "Denk positiv, denn es ist der Anfang vom Glück", das hat kein großer Philosoph der Antike von sich gegeben, sondern Julian Meerländer hat darüber einen Text geschrieben, der nicht nur tiefgründig, sondern auch mit einem Augenzwinkern versehen war. Der Finalteilnehmer des Poetry-Slams meinte beispielsweise: "Wenn du den Kopf verlierst, denk positiv, denn andere werden wirklich enthauptet, oder wenn du auf die Fresse fliegst, denk positiv, denn es hätte auch die Kreissäge sein können." Doch dann wurde er wieder nachdenklicher und meinte, dass das positive Denken den Verstand wecken und man Angst verlieren würde.
Die sechs jungen Menschen, die auf der Bühne ihre Texte vortragen, kamen aus Kassel, Marburg, Essen, Trier und Neumagen-Dhron. Ihre Themen waren so unterschiedlich wie sie selbst. Die einen handelten von Beziehungen, die anderen sprachen über sich, vieles hatte mit der eigenen Wahrnehmung, dem Leben und wie man damit umgeht, zu tun. Bei ihren Vorträgen lasen manche ab, andere sprachen frei, und wieder andere verstärkten die Wirkung ihrer Texte durch unterschiedliche Betonung, Lautstärke, kurze Gesänge und das Sprechtempo.
Jakub Tchorzewski sprach beispielsweise über sich und seine polnischen Wurzeln. "Ich sehe aus wie Hans-Jürgen und heiße Jakub", erklärte er unter anderem. Felicitas Friedrich aus Essen hat schließlich gewonnen. Sie brachte, inklusive Zugabe, drei Texte auf die Bühne. Einer davon handelt vom Künstlerleben und dem Druck, der immer stärker wird und wie ein Dämon auf der Schulter sitzt. Sie kann jetzt bei den Landesmeisterschaften im Poetry Slam an den Start gehen.
Insgesamt waren rund 60 Besucher ins vollbesetzte "Tonstudio" des Jugendkulturzentrums gekommen. Das hat die Veranstalter, die Verantwortlichen des Jugendparlaments Bernkastel-Kues, gefreut. Der Vorsitzende André Lörsch, erklärte: "Wir haben mehr Werbung gemacht als sonst, und die Slammer aus der Region haben dazu beigetragen, dass hier heute Abend so viel los ist." Die Besucher fanden den Abend super. Sara Stasiak und Naomi Becker, beide 19 Jahre, sagen: "Das ist megacool hier. Die Texte sind richtig gut und individuell. Da fällt es auch schwer, sie zu vergleichen und einen Favoriten zu finden." Mit Hilfe des Applauses hat der Moderator Peter Stablo die jeweiligen Runden- und die Finalgewinnerin ermittelt. Wenn es einmal unklar war, hat er seinen Kollegen Guido Moll gefragt, oder das Publikum noch einmal abstimmen lassen.
Der Poetry-Slam in Bernkastel-Kues wurde vom Jugendparlament ins Leben gerufen, weil man neben musikalischen Angeboten wie Konzerten und Partys noch etwas anderes anbieten wollte. Christian Sopp, Jugendparlamentsmitglied, berichtet: "Wir haben das damals in Trier gesehen und fanden es gut. Außerdem ist jetzt ein guter Zeitpunkt, zwischen den Weinfesten und dem Weihnachtsmarkt."
Damit die Kosten nicht zu hoch werden, hat man sich mit Trier zusammengetan, wo ebenfalls ein Poetry-Slam stattfand. Rund 500 Euro ihres Budgets investieren die Jugendlichen in den Abend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort