Ein Windpark für Malborner Bürger

Malborn · Geht es nach dem Willen der Planer und der Gemeinde Malborn, sollen sich in wenigen Jahren im Malborner Wald sechs Windräder drehen. Bürger und Kommunen sollen sich beim Bau des Windparks finanziell beteiligen. Doch vor Baubeginn müssen noch zahlreiche Gutachten erstellt werden.

Malborn. Windkraft in Malborn unter Beteiligung der Bürger - das ist das Ziel der Familie Kluth. Zu viert haben sie die Windstrom Malborn GmbH gegründet und wollen auf dem Steinkopf fünf bis sieben Windräder bauen. Es ist nicht das erste Projekt der Kluths. Sie haben bereits in Trierweiler, Neuerburg und Waldrach Windparks ins Leben gerufen.
Bei einer Versammlung in Malborn haben sie vor 40 interessierten Bürgern darum geworben, sich an ihrem Projekt zu beteiligen. Neben den Bürgern können auch Kommunen und Genossenschaften in den Windpark investieren. Bei seinen Berechnungen ist Geschäftsführer Herbert Kluth vom Bau von sechs Windrädern auf Gemeindegrund ausgegangen. Die Investitionskosten beziffert er mit 29,4 Millionen Euro. Drei Räder sind auf Windwurfflächen, eins auf einem Windwurfstreifen vorgesehen. "Dadurch müssen wir wenig Wald roden", sagt Kluth. Der Strom soll im acht Kilometer entfernten Hermeskeil eingespeist werden.
Die Finanzierung soll zu 75 Prozent aus einem Bankdarlehen erfolgen. Die restlichen 25 Prozent sollen Privatpersonen, Kommunen oder Genossenschaften zahlen. Dies könne als Kommanditeinlage oder als Privatdarlehen passieren, sagt Kluth.
Die jährlichen Einnahmen betragen bei sechs Windrädern und 2500 Voll-Last-Stunden 3,78 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten betragen etwa 970 000 Euro, also 25,6 Prozent der Einnahmen. Bei anderen Windparks in der Region würden die Kosten 48 Prozent betragen, sagt der Geschäftsführer. Die Anlagen könnten etwa 30 Jahre laufen. Dies bedeute für die Einlagen der Bürger, dass sie sich auf etwa 200 bis 300 Prozent vergrößern würden. Dies entspricht laut Kluth einer Verzinsung von vier bis fünf Prozent jährlich.
Er hat einen Wunsch: "Wir möchten, dass sich viele Bürger beteiligen. Wenn Sie aus dem Fenster schauen, sollen Sie denken: Das ist Ihr Windrad!" Die Gemeinde profitiere zudem von der Pacht sowie der Gewerbesteuer. Firmensitz der GmbH ist Malborn. Noch befindet sich das Vorhaben allerdings in einem frühen Stadium der Planung. Es steht noch nicht fest, wie viele Windräder tatsächlich gebaut werden und wo deren exakte Standorte sind. Noch muss die Verbandsgemeinde ihren Flächennutzungsplan fortschreiben. Zudem müssen zahlreiche Fragen durch Gutachten geklärt werden: Wo leben geschützte Tierarten wie Schwarzstorch und Milan, zu deren Nistplätzen ein gewisser Mindestabstand eingehalten werden muss? Welche Auswirkungen hat der Bau der Anlagen auf das Oberflächenwasser, das in die Prims fließt und aus der zahlreiche saarländische Orte ihr Trinkwasser beziehen? Legt das Militär sein Veto ein, weil durch die Windräder die Anlagen auf dem Erbes kopf beeinträchtigt werden? Jedes dieser Gutachten kann laut Kluth das Aus für den geplanten Windpark bedeuten.
Betrieb ab Herbst 2014 möglich


Die Bürger haben nach der Präsentation nach weiteren Details zu den Windrädern gefragt. Wie tief sind die Fundamente? Wie sicher ist es, dass die Anlagen trotz aller ausstehenden Gutachten gebaut werden?
Geschäftsführer Kluth hat trotz der zahlreichen noch zu klärenden Details Optimismus verbreitet. Sobald die Baugenehmigung erteilt sei und Rechtssicherheit bestehe, könne gebaut werden, sagt er. Würden alle Hürden zügig genommen, könnten sich im Herbst 2014 die ersten Windräder drehen.
Weitere Infos zum Projekt gibt es auch im Internet zu sehen - unter der Adresse
www.windstrom-malborn.de

Extra

Bei Malborn sollen Anlagen des Herstellers Enercon gebaut werden. Die Windräder haben eine Nabenhöhe von 149 Metern und eine Leistung von 3 Megawatt. Die Flügel haben einen Rotordurchmesser von 101 Metern. Die Flügelspitzen sausen bei Höchstgeschwindigkeit mit 300 Kilometern pro Stunde durch die Lüfte. Sechs Windräder dieses Typs erzeugen 41,4 Millionen Kilowattstunden jährlich. Das entspricht dem Strombedarf von 11 000 Haushalten. Malborn hatte laut Statist. Landesamt 670 Wohnungen. cstExtra

Bei der Windstrom Malborn GmbH handelt es sicht um einen echten Familienbetrieb: Die beiden Geschäftsführer sind der gebürtige Malborner Herbert Kluth (62), der in Trier lebt, und sein Sohn Johannes Kluth. Der Vater war früher Lehrer für Biologie und Sport, hat sich schon immer für regenerative Energien und Klimaschutz interessiert und hat mit seinen Schülern bereits Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung gebaut. Sohn Johannes Kluth (34) ist Diplom-Physiker und Lehrer. cst

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