Ein Wittlicher Chamäleon taucht in der Synagoge auf

Wittlich · Es war das erste Konzert, das die im vergangenen Jahr gegründete Caritas-Stiftung Mosel-Eifel-Hunsrück organisiert hat. In jedem Jahr soll nun ein Benefiz-Konzert in den Kreisen Bernkastel-Wittlich oder Cochem-Zell stattfinden.

Wittlich. Vor Konzertbeginn wies Peter Scheer vom Stiftungskuratorium die etwa 90 Zuhörer, die in die Wittlicher Synagoge gekommen waren, darauf hin, dass die Schwermütigen unter ihnen vor der Musik gewarnt seien. Wie sich jedoch herausstellte, galt diese Warnung eher jenen, die Sorge hatten, ihre Schwermut zu verlieren, denn was folgte, stimmte überwiegend heiter. Unterstützt von Christian Ramond am Kontrabass und Felix Astor am Schlagzeug bezauberte Chris Adams als Pianist und Sänger.
Positive Melancholie


Statt Schwermut machte sich bei den langsamen Songs eine wohltuende, entspannende und positive Melancholie breit. Chris Adams beeindruckt mit einer unglaublich eleganten Bühnenpräsenz und spätestens wenn er zum Mikrofon griff, nahm er seine Zuhörer gefangen.
Brasilianische Songs in portugiesischer Sprache, Jazz-Standarts oder Titel aus dem Great American Songbook, Adams und sein Trio bestachen durch Leichtigkeit, hohen Unterhaltungswert und außergewöhnlich musikalischen Tiefgang. Unverwechselbar, authentisch, stilistisch versiert, mit einem umfangreichen und außergewöhnlichenRepertoire bewies das Chris Adams Trio \'68, dass sich Qualität nicht Kunst- und Kulturdiktaten unterwerfen muss, um erfolgreich zu sein.
Der aus Wittlich stammende Chris Adams besteht auf die Treue zu sich selbst und sagt, er sei sowohl mit der Kunst als auch mit der Unterhaltung befreundet, aber mit keiner der beiden verheiratet. Anstatt ordentlich Karriere zu machen, gesteht er, treibe er sich viel lieber als Chamäleon in der Szene rum, tauche dann und wann an unvermuteten Stellen wieder auf, in persona oder inkognito.
Dass er ausgerechnet in persona in Wittlich wieder auftauchte, war für das Publikum ein purer Genuss und ein außerordentliches Vergnügen. Dies war ein Benefizkonzert im wahrsten Sinne des Wortes, denn im Lateinischen bedeutet "beneficium" Wohltat.
Nach einigen Zugaben verließ niemand den Saal schwermütig, sondern alle in ausgesprochen positiver Stimmung. romi

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort