Ein Wittlicher, der die Schulwelt bewegte

Seit 15 Jahren gibt es den Holocaust-Gedenktag in der Bundesrepublik Deutschland. Eingeführt von Roman Herzog ist er auch in Wittlich zum festen Bestandteil des Gedenkkalenders geworden.

 Mit einem Buch hat der Wittlicher Gymnasiallehrer Franz-Josef Schmit seinen jüdischen Kollegen Joseph Feiner gewürdigt. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Mit einem Buch hat der Wittlicher Gymnasiallehrer Franz-Josef Schmit seinen jüdischen Kollegen Joseph Feiner gewürdigt. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. (gkl) Sie ist hochaktuell, die Diskussion um Integration der Menschen, die in der Bundesrepublik leben, jedoch aus unterschiedlichsten Gründen nicht auf sogenannte "deutsche Wurzeln" verweisen können. Immer wieder ist die Religion ein Ansatzpunkt, von dem aus Mitbürger, die in unserem Land geboren wurden, zumindest skeptisch beäugt werden. Leidenschaftlich war von daher der Appell von Professor Reinhold Bohlen, Direktor des Emil-Frank-Instituts in Wittlich, die Erinnerung an das, was in den Jahren 1933 bis 1945 in deutschem Namen vor allem denen geschehen ist, die mit Fug und Recht behaupten konnten, Deutsche zu sein, angetan wurde und deren einziger "Makel" der war, jüdischen Glaubens zu sein. Mit Überzeugung unterschrieb Bohlen die Aussage von Bundespräsident Christian Wulff, die Erinnerung an den Holocaust dürfe nie aufhören. Sie müsse zukünftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen.

In Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Wittlich hatte das Emil-Frank-Institut den Gedenktag zur Vorstellung eines Buches genutzt, das der Lehrer am Wittlicher Cusanus Gymnasium, Franz-Josef Schmit, verfasst hat. Schmit beschäftigt sich darin mit dem Leben von Joseph Feiner, einem jüdischen Lehrer, der seine Wurzeln in Wittlich hatte. Ausführlich schilderte Schmit das Leben seines Kollegen, dem die Reform des jüdischen Schulwesens im Deutschland des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ein Anliegen war. Er schilderte, unterstützt durch Zitate aus Briefen und Publikationen, die von seinem Kollegen Hermann Hillebrand vorgestellt wurden, mit welcher Energie und mit wie viel Herzblut Feiner sich der Sache verschrieben hatte. Und doch schaffte das Nazi-Regime es, auch diesen Menschen, dessen Wittlicher Vorfahren sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts verfolgen lassen, zu brechen und seine Familie zu zerstören.

Fast schon wie ein Mahnmal wirkten die Briefe von Feiners Tochter Herta, aus denen Elke Scheid vorlas. Sehr gefühlvoll begleitete die musikalische Umrahmung der jungen Pianistin Olga Bobrowski den sehr gut besuchten Abend.

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