Ein Zauberer der Zahlen

TRABEN-TRARBACH. Mathe, Physik und Chemie, die Schreckensfächer vieler Schüler, hat Rolf Schaefer studiert, und der 83-Jährige sprüht nur so vor Energie, wenn er seine Zaubereien mit den Zahlen vorführt.

 Der pensionierte Studiendirektor Rolf Schaefer kann es nicht lassen: Er ist ein wahrer Zauberer der Zahlen, und hier führt er das Robinson-Roulette vor. Laut Angaben des Herstellers gibt es weltweit nur eine richtige Lösung, doch der Traben-Trarbacher hat über 5000 gefunden. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Der pensionierte Studiendirektor Rolf Schaefer kann es nicht lassen: Er ist ein wahrer Zauberer der Zahlen, und hier führt er das Robinson-Roulette vor. Laut Angaben des Herstellers gibt es weltweit nur eine richtige Lösung, doch der Traben-Trarbacher hat über 5000 gefunden. Foto: Gerda Knorrn-Belitz

So abenteuerlich wie die Exkursionen in die Mathematik ist auch der Lebenslauf des pensionierten Studiendirektors, der am Trarbacher Gymnasium mit seinen Schülern zahlreiche Preise beim Wettbewerb "Jugend forscht" auf Regional-, Landes- und Bundesebene einheimste. In Kleinich wurde er 1922 geboren, und bis zur 8. Klasse besuchte er die Volksschule. Weitere Jahre an der Aufbauschule in Wittlich folgten, "monatlich kostete das 20 Mark", erinnert sich Schaefer, der wenige Wochen vor dem Abitur als 18-Jähriger eingezogen wurde. Sein Reifezeugnis erhielt er auch ohne Prüfung, es wurde ihm in den Kaukasus nachgeschickt. Auf dem Weg in die Gefangenschaft gelang dem jungen Mann im Mai 1945 mit drei weiteren Kameraden in Ungarn die Flucht. Im Juli 1945 war Schaefer wieder in der Heimat, die Tante in Oberkleinich machte gerade Heu und rief ihm zu: "Wo kommen Sie denn her?" Den ausgemergelten Neffen hatte sie zunächst nicht wiedererkannt. Da Schaefer sich nicht sicher war, ob sein Abitur wirklich anerkannt würde, ging er nach Kriegsende noch einmal ein Jahr zur Schule und machte den Abschluss. "Ich habe also zwei Reifezeugnisse", lacht er. Doch bevor er in Mainz sein Studium aufnehmen konnte, musste er beim Abriss einer ehemaligen Flakkaserne mithelfen und beim Aufbau des Universitätsgebäudes mitarbeiten. Die Studentenbude, die sie zu sechst bewohnten, war in einer Baracke hinter der Uni, und das Studium kostete 400 Mark pro Semester. "Ich war gezwungen, nebenbei was zu verdienen", sagt Schaefer, der unter anderem in einer Schuhcremefabrik arbeitete, "und kurzfristig war ich auch mal Rausschmeißer in einem Kellerlokal". Eine Fleißprüfung verhalf ihm jedoch zum Gebührenerlass an der Uni. 1953 machte er sein Referendariat in Traben-Trarbach, "ein Gehalt gab es damals nicht", aber nach der zweiten Staatsprüfung "ging es langsam aufwärts". 1969 wurde er Studiendirektor, und seine größte Klasse war in den 50er-Jahren eine Sexta mit 60 Schülern. Nur sechs Schüler hatte er hingegen 1960. Mit viel Freude übte er seinen Beruf aus, den er krankheitsbedingt dann zwei Jahre eher als vorgesehen aufgeben musste. Doch ein echtes Mathematiker-Hirn arbeitet auch im Ruhestand, Schaefer begann zu tüfteln und entdeckte wahre Zauberspiele mit den Zahlen. Stolz zeigt er das "Robinson Roulette", dessen Hersteller angibt, dass man auf der Welt bis heute nur eine richtige Lösung kenne. "Ich habe über 5000 gefunden", freut sich der Rechner. "Durch bloßes Probieren ist das aber nicht rauszukriegen", weiß er, und so schrieb er ein Programm für seinen Computer, der ihm dann die Lösungen lieferte. Spielereien mit Geburtstagsdaten, Sudokus, die zusätzlich in der Diagonale nur jede Zahl einmal aufweisen dürfen, das Spiel mit den nicht-transitiven Würfeln, das Gewinn-Garantie gewährt, ein magisches Münzquadrat, Karussellzahlen und geometrische Zeichnungen in grüner und roter Farbe, die sich beim Blick durch die rot-grüne Brille zu phänomenalen plastischen Gebilden erheben, sind nur einige der Kreationen des Mathelehrers, aus dessen Augen der Schalk blitzt. Doch nicht nur nackte Zahlen haben es ihm angetan, Fachzeitschriften gehören genauso zu seiner Lektüre wie spannende Krimis und viele andere Bücher. Er hört gerne Musik, müsste sein Arbeitszimmer dringend mal aufräumen und kümmert sich liebevoll um seine Ehefrau Marianne, die im Rollstuhl sitzt. Zu guter Letzt erzählt er dann den Witz vom Mathematiker, der eine Uhr kaufen möchte und dem eine kaputte angeboten wird und eine, die eine Minute nachgeht: "Der Mathematiker kauft die kaputte, denn die geht zweimal am Tag richtig!"

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