Einblick in die einst entscheidende Stunde für Napoleon

Wittlich · Patrick Bourassin, ehemaliger Lehrer am Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich, lässt in seinen Vorträgen Geschichte lebendig werden. Nun hat er sich der Schlacht bei Waterloo gewidmet.

Wittlich. Als am Nachmittag des 18. Juni 1815 Chateaubriand bei einem Spaziergang in der Nähe von Genf fernes Grollen vernahm, war ihm bewusst, dass die europäische Geschichte in den kommenden Stunden eine entscheidende Wende nehmen würde. Erfolg oder Niederlage der einen oder anderen Armee würden Konsequenzen haben für die Völker, die Freiheit und die Knechtschaft, notierte er. Napoleon, Wellington, Blücher - so hießen die Könige in der Partie. Die Namen der Bauern, wer kannte sie damals, wer kennt sie heute? Der Schlachtort, für wenige Stunden im Licht der Weltgeschichte, war ein Dorf: Waterloo, südlich von Brüssel gelegen. Patrick Bourassin, ehemaliger Lehrer am Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich, kundig der Geschichte der Völker und Armeen zugewandt, hatte zur Betrachtung der entscheidenden Ereignisse eingeladen. Da war alles zum Anfassen: die vergilbten Pläne und Karten, die Bilder alter Uniformen und Waffen der Franzosen, Engländer und Preußen, Marschmusik, die damals wohl recht bald im Höllenlärm der Schlacht ein Ende gefunden hat, aber auch die Wünsche und Träume eines Napoleon, der glaubte, noch einmal die Macht über Europa erringen zu können, auch das Bangen und Hoffen englischer und preußischer Generäle, die ahnten, wie nahe der Sieg, aber auch wie nahe die Niederlage in diesen Stunden der Weltgeschichte liegen würden. Wer hat die Schlacht entschieden? Die schlagkräftigere Armee, die besseren Geschütze, die erfahreneren Generäle? Oder war es einfach die Zahl der Soldaten - oder gar das Schicksal, das die Würfel hat rollen lassen, ohne sich um das Leid der Zehntausenden zu kümmern?
Stefan Zweig schrieb in "Sternstunden der Menschheit" auch von der Schlacht bei Waterloo. Für einen Augenblick lag das Schicksal Europas in den Händen des Marschalls Grouchy, der sich an einen längst überholten Befehl klammerte und damit die entscheidende Stunde für sich und Napoleon verpasste. Von all dem wusste Patrick Bourassin zu berichten. red

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