Einblick in die Geschichte der Region

Morbach/Birkenfeld · Die aktuelle Sonderausstellung "Kaiser Heinrichs Romfahrt" des Landesmuseums Birkenfeld, gibt Einblick in die europäische Geschichte der Region. Der einst von Kurfürst Balduin in Auftrag gegebene mittelalterliche Bilderzyklus führt von Trier und Luxemburg über Morbach und Birkenfeld bis nach Italien.

 Wolfgang Kley, stellvertretender Vorsitzender des Birkenfelder Vereins für Heimatkunde, Träger des Landesmuseums, vor einer Tafel des Bilderzyklus „Kaiser Heinrichs Romfahrt“. Das Banner mit den roten Strichen (drittes von links) ist das Hunolsteiner. Die Vierecke stehen für die zwölf Lehnsdörfer der Vögte. Das Banner mit dem roten Kreuz ist das des Trierer Kurfürsten Balduin. TV-Foto: Ursula Schmieder

Wolfgang Kley, stellvertretender Vorsitzender des Birkenfelder Vereins für Heimatkunde, Träger des Landesmuseums, vor einer Tafel des Bilderzyklus „Kaiser Heinrichs Romfahrt“. Das Banner mit den roten Strichen (drittes von links) ist das Hunolsteiner. Die Vierecke stehen für die zwölf Lehnsdörfer der Vögte. Das Banner mit dem roten Kreuz ist das des Trierer Kurfürsten Balduin. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Birkenfeld. Wer das Bild einer geselligen Reise vor Augen hat, irrt gewaltig. "Kaiser Heinrichs Romfahrt", von der die gleichnamige Ausstellung im Landesmuseum Birkenfeld berichtet, war ein Feldzug. Er war ebenso kriegerisch wie die der vor und nach Heinrich in Rom zum Kaiser gekrönten Häupter. Daher dauerten sie auch nicht Wochen, sondern Jahre. Otto der Große, der erste "Romfahrer", hatte sich insgesamt drei Mal für ein, vier und sechs Jahre auf den Weg gemacht. Die von 5000 Mann begleitete Romfahrt Heinrichs VII. dauerte drei Jahre. Ihre Stationen sind in einem um 1340 entstandenen Bilderzyklus dokumentiert.
Balduin setzt sich ins rechte Licht


In Auftrag gegeben hat ihn Heinrichs elf Jahre jüngerer Bruder Balduin von Luxemburg. Der Trie rer Kurfürst war der einzige deutsche Kurfürst im Gefolge. Mit ihm sollen Boemund von Hunolstein sowie Sponheimer Grafen gezogen sein: Heinrich von Sponheim-Starkenburg und sein Bruder Johann, späterer Schwiegervater von Loretta von Sponheim, und Wilrich Lander von Sponheim. Diesen berief Balduin wegen großer Kriegsverdienste 1313 zum Burgmann von Bernkastel. Die 37 Pergamentblätter des "Codex Balduini" rücken in erster Linie die Verdienste Balduins ins rechte Licht. Bei den Stationen der Romfahrt - Schlachten, Turniere, Huldigungen, Krönungen, Hochzeiten oder Beisetzung - ist Kurtrier kaum zu übersehen. Niederlagen werden im Interesse des Hauses Luxemburg verschwiegen oder glorifiziert. Denn weder Heinrich noch seine Frau und sein Bruder Walram, beide starben 1311 in Norditalien, kehrten zurück von der Romfahrt.
Heinrich starb am 24. August 1313, gut ein Jahr nach seiner Krönung am 29. Juni 1312. Balduin hatte Italien zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Mitte März 1813 trat er eine zweimonatige Heimreise nach Trier an.
Das eigentliche Ziel des Feldzuges, die Krönung, war daher wenig ruhmreich. Zumal Heinrich auch nicht vom Papst, dem aus Frankreich stammenden Klemens V., gekrönt wurde, sondern von drei päpstlichen Legaten. Wegen erbitterter Widerstände fand die Zeremonie in der Kirche St. Giovanni statt und nicht in St. Peter - den Weg dorthin belagerten feindliche Truppen.
Wolfgang Kley, stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde, Träger des Landesmuseums, kommentiert die Ereignisse realistisch: "Es war eine Ersatzkrönung an einem Ersatzort mit protokollarischen Einschränkungen." Heinrich sei "ohne Glanz, ohne Beteiligung der Reichsfürsten, ohne die großen Vasallen Italiens" gekrönt worden.
Dabei sei der Kaiser offensichtlich ein intelligenter und engagierter Herrscher gewesen, der als charakterfest, verantwortungsbewusst und gebildet beschrieben werde.
Der Bilderzyklus ist bis 31. Oktober während der Öffnungszeiten des Landesmuseums zu sehen: Von Februar bis November montags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und von 13 bis 17 Uhr (außer an Feiertagen) sowie von April bis Oktober auch sonntags von 14 bis 17 Uhr. urs

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