Einblicke in die Sicht der Bosse

BERNKASTEL-KUES. Was erwarten Bosse von Bewerbern? Wer einen Arbeitsplatz sucht, für den ist diese Frage von entscheidender Bedeutung. Bei einem Gespräch mit einem Arbeitgeber erfuhren Arbeitslose im Job-Aktiv-Center (JAC) Bernkastel-Kues aus erster Hand, auf was die Männer und Frauen im Chefsessel bei Bewerbungen und beim Vorstellungsgespräch achten.

"Ich bin hierhin eingeladen worden, um aus dem Nähkästchen zu plaudern", sagte Martin Köning, der als Leiter des Seniorenheims St. Josef in Kröv Chef von 53 Mitarbeitern ist. Seine Gesprächspartner waren 20 Arbeitslose, die derzeit im Job-Aktiv-Center der Deutschen Angestellten Akademie in Bernkastel-Kues an einer vom Arbeitsamt finanzierten Maßnahmen teilnehmen. Acht Wochen lang werden sie im JAC in Einzelberatungen oder beim Gruppen-Training fit für Bewerbungen und neue Jobs gemacht. Trotz der angespannten Arbeitsmarkt-Lage ist JAC-Leiterin Karolina Nyvltova mit der bisherigen Bilanz des Bewerbungszentrums, das im März 2002 auf Initiative des Arbeitsamts im Mosel-Gästezentrum eingerichtet wurde, zufrieden: "Unsere Vermittlungsquote liegt bei zirka 50 Prozent", sagt sie. Und damit die Jobsuchenden nicht nur in Seminaren oder aus trockenen Büchern erfahren, wie Bewerbungsunterlagen aussehen sollten und wie man sich beim Vorstellungsgespräch verhalten sollte, hatte das JAC erstmals ein Zusammentreffen zwischen einem Arbeitgeber und Arbeitslosen organisiert. Und obwohl das Spektrum der Seminar-Teilnehmer vom gelernten Klempner bis zur Betriebswirtschaftlerin mit Uni-Abschluss breit gefächert war - die Informationen von Martin Köning waren für Jobsuchende in allen Berufssparten nützlich. Was er von Bewerbern als Einstellungskriterien verlange, wurde Köning gefragt. Und der überraschte mit dem Eingeständnis, dass er als Arbeitgeber "preußische Tugenden" wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit besonders schätzt. Noch viel wichtiger seien aber Teamfähigkeit und Motivation für die Arbeit, mit der man sein Brot verdient. "Beim Bewerbungsgespräch ist es wichtig, dass man nicht von einem ‚Job‘, sondern von einer ‚Aufgabe‘ spricht.", so Köning. Wer seine Bewerbungsunterlagen losschickt, solle darauf achten, dass keine "08/15-Standard-Bewerbung" auf dem Schreibtisch des Chefs landet. "Vermitteln Sie dem Arbeitgeber das Gefühl, dass Sie Ihre Bewerbungsunterlagen ausschließlich für sein Unternehmen zusammen gestellt haben." Und: "Wenn in der Stellenanzeige Begrifflichkeiten wie Teamgeist oder ähnliches genannt werden, dann verwenden Sie diese in Ihrer Bewerbung", betonte Köning. Auch Tipps für das Verhalten bei Vorstellungsgesprächen lieferte der Heimleiter. Neben den Standards wie Pünktlichkeit und angemessener Kleidung mahnte er vor allem eine gute Vorbereitung an. "Wenn Sie sich vorher informiert haben und einiges über das Unternehmen erzählen können, kommt das immer gut an." Ein Mittelmaß aus Zurückhaltung und Mitteilungsbedürfnis sei ein erfolgreiches Rezept bei Vorstellungsgesprächen. Vor einer Todsünde warnte Köning eindringlich: "Fallen Sie Ihrem Gesprächspartner nie ins Wort. Denn unterbrochen zu werden, das mögen Chefs überhaupt nicht."

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