Archiv: April 2016 Eindrucksvoller Herrgott wacht über dem Tal der Mosel

Wintrich · Aus einem Keller in Wiesbaden fand der „Große Herrgott" den Weg nach Wintrich. Dort sind die Bürger stolz auf ihn, und identifizieren sich mit der Figur. Das zeigt sich auch darin, dass sich ein Förderverein rund um das Kreuz und den Weinlehrpfad gegründet hat, der schon mehrere Tausend Stunden Arbeit in die Pflege investiert hat.

 Die acht Meter große Statue steht auf einem Felsen über dem Geierskopf. TV-Fotos (3): Christina Bents

Die acht Meter große Statue steht auf einem Felsen über dem Geierskopf. TV-Fotos (3): Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wintrich. Der Wintricher Herrgott ist ein regelrechter Blickfang. Richtung Bernkastel-Kues oder Piesport sieht man die mehr als acht Meter große weiße Figur mit ausgebreiteten Armen auf einem Felsen stehen, der aus einem Hang rangt. Seit 1968 steht er dort. Schon lange davor gab es die Weinlage "Großer Herrgott" mit einer kleinen Kapelle aus dem Jahr 1868.
Das Kreuz gelangte durch einen Wintricher, Josef Reinhard, an die Stelle über dem Geierskopf. In Hessen hat er bei einem seiner Besuche dort, einen Teil der großen Herrgottsfigur in einer Kirche entdeckt. Da es nirgendwo einen Platz für die Statue gab, überlegte man sogar, sie zu zerstören. Damals gab es das Gerücht, dass ein Mönch den Großen Herrgott hergestellt hat. Später stellte sich heraus, dass er von der Künstlerin Lucy Hillebrand für eine Kirche in Wiesbaden gefertigt worden war. Doch dann gab es Streit wegen des Kunstwerks, das wohl nicht allen gefallen hat.


Anschließend verschwand das Kreuz im Keller eines Pfarrklosters, und tauchte später in Hornau, ebenfalls in Hessen, wieder auf, wo es Josef Reinhard entdeckt hat.
In der Schulchronik des Ortes hat er erklärt: "Mein Gedanke war, dass das der richtige Große Herrgott für Wintrich wäre. Und weil meine Gedanken schon seit der Kindheit um einen wirklichen Großen Herrgott für diese berühmte Lage kreisten, nahm ich es als inneren Auftrag an, mit den zuständigen Stellen Verhandlungen zu beginnen." Heute steht die Figur, von zwei Stahlstangen gehalten, auf einem Platz, von dem aus man eine beeindruckende Aussicht auf die Mosel hat.
Von Anfang an haben die Wintricher ihren Großen Herrgott als eine besondere Statue willkommen geheißen. "Der große Herrgott ist ein Markenzeichen von Wintrich und drückt die Verbundenheit der Ortsgemeinde mit dem Wein aus", erklärt Werner Marginet, Vorsitzender des Fördervereins Weinlehrpfad. "Von den Wintricher Winzern", so sagt er weiter, "ist jeder stolz, ,Großer Herrgott' auf sein Etikett schreiben zu können, denn die Lage bringt fruchtig, mineralisch geprägte Weine hervor. `Großer Herrgott ist in der Region und darüber hinaus ein Begriff."
Für die Pflege des Weinlehrpfads, der zur Skulptur führt, ist der Förderverein zuständig. Er beginnt gleich am Ortsausgang Richtung Weinberge und endet am Kreuz. Zu sehen sind alte Gerätschaften, Tafeln, die für Kinder den Weinbau erklären, und Unterhaltsames rund um den Wein, wie beispielsweise Trinksprüche, die auf Fässern aufgemalt sind. "Ein Trinkgefäß, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr", steht da zu lesen. Um den Weinlehrpfad und den Platz um das Kreuz in Ordnung zu halten, sind viele Stunden Arbeit nötig.
Werner Marginet, Vorsitzender des Fördervereins, sagt: "Jetzt im Frühjahr hatten wir einen Arbeitseinsatz, bei dem 25 Personen fünf Stunden lang mitgeholfen haben. Ein weiterer folgt noch vor dem Weinblütenfest im Juni. Wir haben drei bis vier solcher Arbeitseinsätze im Jahr." Neben den Wintrichern selbst gehen auch viele Touristen den Weg und genießen die Natur, den Wein und bestaunen die imposante Jesusfigur.Extra

 Vom Großen Herrgott haben die Wanderer einen beeindruckenden Ausblick auf die Mosel. Ein Lehrpfad informiert unter anderem über die bekannte Weinlage.

Vom Großen Herrgott haben die Wanderer einen beeindruckenden Ausblick auf die Mosel. Ein Lehrpfad informiert unter anderem über die bekannte Weinlage.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Vom Großen Herrgott haben die Wanderer einen beeindruckenden Ausblick auf die Mosel. Ein Lehrpfad informiert unter anderem über die bekannte Weinlage.

Vom Großen Herrgott haben die Wanderer einen beeindruckenden Ausblick auf die Mosel. Ein Lehrpfad informiert unter anderem über die bekannte Weinlage.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Unter Landmarken versteht man außergewöhnliche Formationen im Gelände, die zum Beispiel Wanderern zur Orientierung dienen. In der Serie "Landmarken der Region" werden solche Objekte im Landkreis Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel vorgestellt. Dabei kann es sich um natürliche, aber auch vom Menschen geschaffene Wahrzeichen handeln, deren Geschichte und Eigenschaften erläutert werden. red

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