Eine Arbeit mit Leidenschaft

Allenbach · "Sexworker" heißt ein Buch der Autorinnen Cornelia Jönsson, Silke Maschinger, Tanja Steinlechner. Darin enthalten sind Porträts und Interviews von 33 Frauen, die mit Lust arbeiten. Zum Kreis der "Auserwählten" gehört Ute Freiberg, Chefin des Pärchenhotels "Fun and Joy" in Hüttgeswasen.

 Ute FreibergFoto: privat

Ute FreibergFoto: privat

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Allenbach. Hat derjenige die Macht, der bezahlt, oder derjenige, der die Handschellen verschließt? Wie funktioniert das Familienleben von Sexarbeiterinnen? Was fasziniert an "Sexarbeit"? Diese und viele andere Fragen haben die Autorinnen gestellt. Sie sprachen mit unterschiedlichen Frauen, deren Gemeinsamkeit die berufliche Auseinandersetzung mit Sexualität ist.
Berührungsängste abgebaut


Dominas erzählen von Hingabe und Vertrauen, Tantra-Masseurinnen philosophieren, Kreative berichten von der Passion für maßgeschneiderte Korsetts. Eine Physiotherapeutin verrät, wie sehr sich ihre Arbeitsbedingungen verbessert haben, seit sie nackt behandelt: Und da passt ein Interview mit Ute Freiberg, Chefin im Pärchenhotel "Fun and Joy" in Hüttgeswasen, Kreis Birkenfeld, bestens. Sie erzählt vom einst florierenden KFZ-Betrieb, den die Kinder aber nicht übernehmen wollten, Auszeiten in Wellness-Hotels, in denen der Austausch intensiver Zärtlichkeit aber nicht gern gesehen war. Und sie erläutert die Idee, die nach und nach wuchs.
Wellness und Paarerotik: Das könnte ein Geschäftsmodell sein, das Zukunft hat. Deutschlandweit suchte sie nach einem passenden Objekt, in Allenbach-Hüttgeswasen wurde sie fündig. Kommunalpolitikern Rede und Antwort stehen, Behörden überzeugen: Der Weg war erst einmal recht steinig.
Ute Freiberg muss rückblickend schmunzeln, weil es im Jahr 2005 oft genug hieß: "Da oben kommt ein Puff hin." Heute seien die Familie und das Unternehmen überall anerkannt, wenngleich immer wieder Berührungsängste abgebaut werden müssten. Wenn das 22-Zimmer-Hotel ausgebucht ist, empfehlen die Freibergs Hotels in der Nähe und bieten einen Hol- und Bringservice an. Prostitution: Damit haben die Freibergs nichts zu tun. Konzept, Hausordnung, Angebote: Die Freibergs haben klare Regeln und finden deutliche Worte, wenn sich jemand nicht an sie hält. Neulinge werden intensiv aufs Leben im Pärchenhotel vorbereitet.
Das Durchschnittsalter im Club liegt zwischen 30 und 50 Jahren. Seit der ersten Stunde gebe es Stammgäste. Besucher aus den USA, Dubai, Japan, Brasilien seien keine Seltenheit. Fest steht schon jetzt: Die beiden Söhne werden das Unternehmen mit ihren Partnerinnen weiterführen, wenn Ute Freiberg und ihr Ehemann mehr Ruhe wollen. So schnell sei damit aber nicht zu rechnen: "Wir sind Workaholics, wir lieben unseren Job."
Abheben vom Schmuddelimage


Vor allen Dingen wolle man sich vom Schmuddelimage, das solchen Lokalitäten oft anhafte, abheben. Freie Sexualität: für die Freibergs eine Lebenseinstellung. Auch wenn das eigene Liebesleben angesichts der Arbeit ein bisschen zu kurz kommt, wie sie in dem Buch bekennt. vm

Das Buch "Sexworker" kostet 9,90 Euro und ist im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen.

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