Eine (fast) vergessene Herzogin

VELDENZ. Dass Veldenz zur Pfalz und 22 Jahre lang auch zu Bayern gehörte, ist bekannt. Die Verbindung zum württembergischen Herrscherhaus war bis vor kurzer Zeit aber unbekannt.

Es dürfte noch nicht allzu oft vorgekommen sein, dass der Veldenzer Ortsbürgermeister Norbert Sproß eine Königliche Hoheit begrüßt hat. Dabei liegt auf Veldenzer Boden selbst ein Schloss. Und hätte Sproß im 16. Jahrhundert gelebt, wäre er sicherlich oft in den Genuss gekommen, hoch herrschaftliche Damen und Herren begrüßen zu dürfen - zum Beispiel den Grafen Georg Hans, den Urvater der Grafen von Veldenz. Der trägt die "Schuld", dass Sproß und weitere Veldenzer vor wenigen Tagen unter anderem mit Carl Herzog von Württemberg zusammentrafen - allerdings nicht in Veldenz, sondern in der altehrwürdigen Universitätsstadt Tübingen. Des Rätsels Lösung: Herzogin Ursula von Pfalz-Veldenz-Lützelstein, eine Tochter des Grafen Georg Hans, war mit dem württembergischen Herzog Ludwig (1554-1593) verheiratet. Ihre letzte Ruhe fand sie neben ihrem Mann und dessen erster Ehefrau in der Tübinger Stiftskirche. Allerdings gab es keinen Hinweis auf Ursula, die dem Herzog 1585 als 13-Jährige (!) angetraut wurde, mit 21 Jahren bereits Witwe war und ihren Gatten mehr als 40 Jahre überlebte. Die "namenlose Zeit" hat ein Ende. In einem Festakt enthüllte Carl Herzog von Württemberg eine Bronzetafel. An diesem Festakt nahm auch eine Abordnung aus Veldenz, an ihrer Spitze Ortsbürgermeister Norbert Sproß, teil. Er hatte erst ein paar Monate vorher von der Verbindung des württembergischen Fürstenhauses nach Veldenz erfahren. "Die Geschichte war uns gänzlich unbekannt", sagt er. Natürlich hat Sproß sich über Ursulas Wirken informiert. "Sie war die Mutter der Armen", erzählt er. Kirchliche Aufzeichnungen beweisen das: "An ihrem Witwensitz in Nürtingen fand sie in der Armenfürsorge endlich ein befriedigendes Betätigungsfeld", heißt es da über "die (fast) vergessene Herzogin". Besondere Ehre für Ortsbürgermeister Sproß: Er durfte bei dem Festakt, dem 300 Gäste beiwohnten, eine Rede halten. Dabei brachte er den Zuhörern den Wein- und Fremdenverkehrsort näher und lud sie zu einem Besuch in Veldenz ein. Natürlich hatte die Delegation auch Veldenzer Wein im Gepäck. Der mundete so gut, dass bereits Bestellungen bei den Winzern eingingen. Noch ist die Verbindung frisch. Doch die Gemeinde Veldenz will sie pflegen. Der Gemeinderat wird demnächst darüber beraten, wie dies geschehen soll.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort