Eine Frau für alle Fälle

DREIS. Seit 1973 im Möhnenverein, mehr als 20 Jahre Arbeit im Vorstand und in diesem Jahr zum Ehrenmitglied ernannt: Dank Katharina Thieltges funktioniert vieles reibungsloser.

Mit Schnippel, Zylinder und Geldkoffer in der Hand stolzierte sie als "Konjunktur" über die Bühne, die zündende Idee für die Gardeoffiziere hatte sie. Katharina Thieltges ist aus dem Möhnenverein Dreis nicht wegzudenken. Angefangen hat alles auf einem Wagen des Turnvereins, auf dem sie mitgefahren ist. "Als Salmrohrerin bin ich in meinem ersten Jahr als Aktive in Dreis erst einmal getauft worden. Sie haben mir so viel Schnaps zu trinken gegeben, dass mir am nächsten Tag so schlecht war, wie noch nie in meinem Leben", schmunzelt sie. Seit jenem Jahr ist sie sowohl vor als auch hinter der Bühne aktiv. "Die Kostüme für die Sitzungen werden bei mir im Keller genäht, viele Tänze wurden in meinem Wohnzimmer uraufgeführt", erzählt die rüstige 70-Jährige. Besonders in Erinnerung ist ihr der Auftritt "Criminal Tango". Mit Zigarettenspitze und gewagten Kleidern stand sie mit ihrer Gruppe auf der Bühne. "Für den Tanz haben wir extra einen Tanzlehrer engagiert, der uns trainierte. Das musste schon alles perfekt sein", erinnert sich Katharina Thieltges. Halbe Sachen sind nicht ihr Ding, genauso wenig wie große Worte. "Wenn man etwas macht, soll es schon Hand und Fuß haben", sagt die Ehrenmöhne. Geändert hat sich in den vergangenen 30 Jahren einiges: "Durch das Fernsehen sind die Leute anspruchsvoller geworden, früher sind unsere Männer in Leinen-Nachthemden mit Kerze über die Bühne und der Saal hat getobt. Heute könnte man so etwas nicht mehr bringen", sagt Thieltges. "Vieles ist professioneller geworden, durch die Halle ist mehr Publikum da, aber meine Aufgaben sind fast immer noch dieselben", sagt die Karnevalistin. Kuchen backen für die Garden, fürs leibliche Wohl der Technik verantwortlich und als Fahrerin für alles, was vergessen wurde, ist sie für den Möhnenverein eine wichtige Größe. "Dabei habe ich mir auch schon mal das Auto geknupst", berichtet Katharina Thieltges. Eine spezielle Aufgabe hat sie während der Veranstaltungen: Sie achtet darauf, dass die Mitwirkenden sich vor ihren Auftritten nicht zu viel Mut antrinken. "Man stellt sich einfach dazu und spricht mit den Akteuren, dann hält sich das mit dem Trinken in Grenzen." Kein Karneval wegen Golfkrieg

Aber im Karneval wird nicht nur gelacht. "Geweint haben wir als 1990 wegen des Golfkriegs der Karneval ausgefallen ist. Die Kleider waren genäht, die Generalprobe abgeschlossen, die Halle geschmückt und dann fiel alles aus, das war schlimm", erinnert sich Katharina Thieltges. Ans Aufhören denkt die 70-Jährige noch lange nicht, aber ein bisschen kürzer treten will sie schon: "Bei den nächsten Vorstandswahlen können Jüngere ans Ruder."

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