Eine Gewerkschaft für Pflegeeltern

Trier · Peter und Kornelia Finkelgruen (Namen geändert) haben sechs Kinder - fünf davon sind Pflegekinder, die ohne sie im Heim aufwachsen müssten. Ihre Erfahrungen mit Behörden, Schulen und Mitmenschen möchten die Finkelgruens an andere Pflegeeltern und die, die es werden wollen, weitergeben.

Trier. Bereits vor der Tür des Reihenhauses ist es klar: Hier lebt eine Großfamilie. Diverse Fahr- und Dreiräder, Bobbycars und Roller zeigen an, dass man gleich einen kinderfreundlichen Haushalt betritt. Kornelia und Peter Finkelgruen haben sechs Kinder im Alter zwischen drei und 19 Jahren.
Als sich das Ehepaar vor zwölf Jahren zum ersten Mal entschied, Kindern aus schwierigen sozialen Verhältnissen ein Zuhause zu geben, hatten sie bereits eine leibliche Tochter. "Ich habe mir immer eine Großfamilie gewünscht", sagt Kornelia Finkelgruen, "und so viele Kinder, die dringend Pflegeeltern brauchen, sitzen in Heimen."
Hilfe im Umgang mit Ämtern


Nach und nach kamen insgesamt fünf Kinder ins Haus, zuletzt die heute dreijährigen Zwillinge, die damals gerade sechs Tage alt waren. Es gebe Voruteile gegenüber Heimkindern, sagen die Finkelgruens. Immer weniger Menschen stellten sich der Aufgabe, Kinder großzuziehen, die nicht ihre leiblichen seien. "Jedes dieser Kinder hat sein Päckchen zu tragen und bringt eine Vergangenheit mit", sagt Peter Finkelgruen. "Aber wir haben bei der Erziehung nicht mit anderen Problemen zu kämpfen als Eltern leiblicher Kinder", fügt er hinzu. Trotzdem gibt es Aufklärungsbedarf bei diesem Thema.
Um Hemmschwellen und Unsicherheiten bei potenziellen Pflegeeltern abzubauen, hat Peter Finkelgruen den Pflegeverein für Trier und das Trierer Umland gegründet. Zusammen mit anderen erfahrenen Pflegeeltern möchte der Verein Menschen, die sich für die Aufnahme eines Kindes interessieren, eine Hilfestellung auch im Umgang mit Ämtern anbieten.Auflagen schrecken viele ab


"Der Pflegekinderdienst in Trier ist sehr gut, und dort sitzen hilfsbereite und kompetente Leute", betont Kornelia Finkelgruen. "Es wird gründlich ausgelesen, um zu vermeiden, dass ungeeignete Personen Kinder aufnehmen."
Diese Bürokratie, Auflagen und Regeln schreckten viele Menschen ab und entmutigten sie, sagen die Finkelgruens. Der neue Verein soll beratend zur Seite stehen. Erfahrungen werden weitergegeben und Empfehlungen auch zu den Themen Schule, Kinderarzt und Rechtsberatung ausgesprochen. Der Verein ist eine Interessenvertretung, eine Art "Gewerkschaft für Pflegeeltern", wie Peter Finkelgruen es nennt.
Selbst langjährigen Pflegeeltern tue es gut, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Auch wenn es irgendwann darum geht, einem Kind zu erklären, dass es eine andere Mutter hat. Bei den Finkelgruens lautet die Formel: "Ich habe eine Bauch-Mama und meine Liebhab-Eltern." kap
Kontakt:
info@pflegeelternverein-trier.de

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