Eine Hunsrückerin in Persien

MERSCHBACH/UNTERSCHLEISSHEIM. (red) Es beginnt wie im Märchen: Die 20-jährige Kinderkrankenschwester Justine Haas aus Merschbach arbeitet im Krankenhaus in Idar-Oberstein. Im Traum rät ihr eine Stimme, ihren Vater in Inzell zu besuchen. Vor dem Hauptbahnhof in München hält sie der iranische Maschinenbaustudent Massoud Harun-Mahdavi zurück, als sie bei Rot die Straße überqueren will. Sie kommen ins Gespräch, tauschen ihre Telefonnummern aus, ein Jahr später, 1966, heiraten sie.

Monika Bohn aus Morbach erinnerte sich an Justine, als sie die Titelseite ihres Buches "Nicht ohne meinen Mann" am 11. August im TV sah. Justine lebte damals in Merschbach, ging in Gräfendhron zur Schule und kam 1955 in Berglicht mit ihr zur ersten heiligen Kommunion. Als Monika Bohn ihre Adresse ausfindig gemacht hatte, kam es nach 45 Jahren in Unterschleißheim bei München zu einem freudigen Wiedersehen. Bei persischem Tee aus dem Samowar gab sie Einblicke über ihr außergewöhnliches Familienleben von 1968 bis 1979 im Iran. Sie erzählte von der tagelangen Autofahrt mit ihrem Sohn Sasan in den Iran und der herzlichen Aufnahme in der Familie ihres Mannes. Während der Schahzeit bekleidete ihr Mann viele zum Teil politisch sehr einflussreiche Funktionen. Er war Oberbürgermeister der heiligen Stadt Mashhad, die derzeit etwa drei Millionen Einwohner hat, und Generaldirektor der iranischen Hochschulen am Kultusministerium in Teheran. Intrigen am kaiserlichen Hof brachten Massoud für mehrere Monate ins Gefängnis. In der Übergangszeit während der Revolution von Ayatollah Khomeini wurde Massoud zum Stellvertreter des Verteidigungsministers berufen. Doch nachdem die Fundamentalisten immer mehr die Oberhand gewannen, war das Leben ihres liberalen und demokratisch gesinnten Mannes, der sich sehr für Toleranz und ein friedliches Miteinander einsetzte, bedroht. Infolgedessen verließen sie mit ihrem Sohn Sasan und ihrer 1975 in Teheran geborenen Tochter Mona fluchtartig das Land. Mit ihrem mutig geschriebenen Buch möchte die Autorin mehr religiöse Toleranz fordern und für ein friedliches Nebeneinander der Kulturen und Völker plädieren. Sie will den echten Iran und das wirkliche Leben in diesem kontrastreichen Land schildern, das sich nach ihrer Ansicht stark von der Darstellung der Medien und dem negativen Bild, wie es Betty Mahmoody in ihrem Buch "Nicht ohne meine Tochter" darstellt, unterscheidet. Gastfreundschaft und Toleranz

Haas hat erfahren, das "Gastfreundschaft in diesem Land groß geschrieben wird". Sie erinnert sich an "die freundliche Atmosphäre", den respektvollen Umgang", an "hilfsbereite und zuvorkommende Menschen". Sie hebt den gesellschaftlichen Stellenwert der Familie, die Bedeutung von Kunst und Kultur hervor und spricht von einer Gesellschaft, die durchwirkt ist vom Prinzip der Toleranz. Sie bezeichnet sogar "Toleranz als prinzipielles Merkmal der Iraner". Die Autobiografie "Nicht ohne meinen Mann" ist im Casimir Katz Verlag unter der ISBN-Nr. 3-938047-11-9 zum Preis von 24,80 Euro erschienen und im Buchhandel erhältlich.

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