AUS DEM ARCHIV: Juni 2020 „Ein Feeling wie ein Rockstar“

Wittlich · Buchautor Arno Strobel hat am Lieserufer in Wittlich vor 100 Menschen Kurzgeschichten und aus seinem aktuellen Roman gelesen. Die Besucher waren von der Atmosphäre begeistert. Auch die Technik funktionierte tadellos.

 Die Lesung im Grünen an der Lieser kam bei den Besuchern sehr gut an.

Die Lesung im Grünen an der Lieser kam bei den Besuchern sehr gut an.

Foto: Christina Bents

Wenn man etwas möchte, Mut und Ideen hat, kann daraus etwas Spannendes entstehen. In Wittlich haben sich Stadtmarketing, Kulturamt und Stadtbücherei zusammengetan, um trotz der Corona-Krise ein besonderes Live-Kultur-Erlebnis möglich zu machen: eine Lesung mit Arno Strobel, der zu den meistgelesenen Thriller-Autoren Deutschlands zählt.

Als Ort haben die Veranstalter das Lieserufer gewählt. Marc Lengsdorf, Kulturamt Wittlich, berichtet: „Da wir nicht die ganze Umgebung beschallen wollten, haben wir uns für Kopfhörer entschieden. Bei dem Abstand von etwa 40 Metern zwischen Autor  und Zuhörern gingen wir davon aus, das es funktioniert.“

Und das hat es. Jeder der 100 Besucher bekam einen Kopfhörer, der einfach zu bedienen war. Während der gesamten Lesung gab es keinerlei Tonstörungen. So waren die Hörer trotz der räumlichen Distanz wegen der Stimme, die sie intensiv hörten, nah am Geschehen.

Arno Strobel, der normalerweise sechs bis acht Lesungen in vier Wochen bestreitet, fand die Veranstaltung am Flussufer „witzig und innovativ“. Besonders vorbereitet hat er sich nicht. Er sagt: „Man muss sich nach den Gegebenheiten richten. Ich gehe das spontan an.“ Kurz darauf ging er auf der Seite des Rommelsbach-Parkplatzes zu einem Stehtisch und war von dem Anblick der hundert Zuhörer, die auf der gegenüberliegenden Seite der Lieser saßen, begeistert. „Das ist ein Feeling wie bei einem Rockstar.“

Seine Lesung begann er mit einer Vorrede, dass er mit seinem Buch „Lockdown“ Menschen dazu aufgefordert hat, mit ihm 24 Stunden ohne Internet zu sein. 1500 Menschen haben das Experiment gewagt. Anschließend las er aus dem ersten Kapitel vor und machte die Besucher auf den Rest neugierig, indem er erzählte, dass der Täter den Opfern ihre Sinne raubt. „Er macht sie blind, taub, stumm, gelähmt und gefühllos.“  Eine neue Kurzgeschichte, die sich mit schwarzem Humor der Corona-Krise und der Quarantäne widmet, hatte Premiere in Wittlich.

Fragen an den Autor konnte man auf Postkarten notieren. Die Zuhörer wollten wissen, welche Literatur er selbst liest oder wie er so erfolgreich geworden ist. Geantwortet hat er, dass er bei seinem eigenen Lesestoff breit aufgestellt ist. Bei der Frage zu seinem Erfolg antwortet er bodenständig, dass Glück wichtig ist und neben dem Talent zum Schreiben das Wohlwollen anderer.

Damit die Besucher, wenn sie künftig den Fahrstuhl benutzen, an ihn denken, hat er ihnen zu dem Thema noch eine kurze Gruselgeschichte mitgegeben. Die Reaktionen zur Veranstaltung waren durchweg positiv. Silke Meeth erklärte beispielsweise: „Es war sehr kurzweilig in toller Atmosphäre, der Autor sympathisch.“ Ihr Mann Markus Meeth ergänzt: „Lieserufer – immer wieder gerne. Wittlich hat viel zu bieten, man muss nur hingehen.“

 Auf der einen Seite der Autor, auf der anderen die Zuhörer: Die ungewöhnliche Lesung von Arno Strobel ist auf großes Interesse gestoßen. Anschließend gab es die Möglichkeit für die Besucher, sich Bücher signieren zu lassen (Foto links).

Auf der einen Seite der Autor, auf der anderen die Zuhörer: Die ungewöhnliche Lesung von Arno Strobel ist auf großes Interesse gestoßen. Anschließend gab es die Möglichkeit für die Besucher, sich Bücher signieren zu lassen (Foto links).

Foto: Christina Bents

Ob es weitere Lesungen dieser Art geben wird, hänge von den Auflagen ab, Interesse ist auf jeden Fall da.  „Wir hätten doppelt so viele Karten verkaufen können“, sagt Claudia Jacoby von der Altstadtbuchhandlung. Gewinn wurde nicht gemacht, „aber das Defizit hält sich in Grenzen, und wir wollten ein Zeichen setzen“, stellt Kulturamtsleiterin Elke Scheid  fest.

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