Eine Kapelle, die alle Krisen überstand
SEHLEM. Seit einem halben Jahrhundert rückt die Freiwillige Feuerwehr Sehlem nicht nur aus, um Brände zu löschen, sondern eine eigene Abteilung widmet sich seit 1953 auch der Musik. Am 27. und 28. September feiert der Musikzug sein 50-jähriges Bestehen. Doch - wie die Geschichte zeigt - für die Verantwortlichen war es nicht immer leicht, die Abteilung am Leben zu halten.
Wenn der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Sehlem am Wochenende Jubiläum feiert, dann müssen sich die Musiker und Musikerinnen auch bei ihren Nachbarn aus Schweich bedanken. Denn hätte im Jahr 1952 der Schweicher Feuerwehr-Fanfarenzug nicht ein Gastspiel beim Sehlemer Feuerwehrfest gegeben, wer weiß, ob heute bei der Freiwilligen Feuerwehr in Sehlem Musik gemacht würde. Der Auftritt der Schweicher war damals jedenfalls der Anstoß zur Gründung einer eigenen "Musikabteilung" bei den Sehlemer Brandschützern.Schnell hatte Willi Hofer 18 Mitglieder der Wehr von seiner Idee begeistert und es wurde der "Spielmanns- und Fanfarenzug" der Feuerwehr Sehlem ins Leben gerufen - ein Ereignis, das im Sommer 1953 mit einem großen Gründungsfest gefeiert wurde. Doch damit nicht genug der nachbarschaftlichen Hilfe: In Schweich fanden die Musiker aus Sehlem mit Josef Kordel auch den Dirigenten der ersten Stunde.Später übernahm jedoch Willi Hofer die Leitung des Spielmannszuges. Mit seinem Repertoire, das sowohl traditionelle Blasmusik als auch schmissige Märsche umfasste, machte sich der Spielmannszug in der Umgebung schnell einen Namen. Doch als die "erste Generation" nach und nach aus dem Verein ausschied, verstummten in der Sehlemer Feuerwehr für einige Jahre die Instrumente.Doch Willi Hofer wollte sich mit dem Ende des Sehlemer Spielmannszugs nicht abfinden und begeisterte den Nachwuchs außerhalb der Wehr für ein Engagement im Verein. Und dies mit Erfolg: Kinder und Jugendliche im Alter von fünf bis 13 Jahren schlossen sich dem Spielmannszug an und auch die Mädchen durften jetzt mit musizieren. Sie alle hatten mit dem Einsatz bei der Brandbekämpfung nichts mehr zu tun und so ist es bis heute geblieben. Als die Sehlemer beim Landesmusikfest an der Spitze des Zuges durch Trier marschierten und 1969 Ausrichter des Kreisjugendmusikfestes waren, konnte man aufatmen.Vom Betzenberg zum Lerchenberg
Die "Feuerwehr-Musik" wurde wieder fester Bestandteil im Dorfleben und der Spielmannszug wurde zum Werbeträger der Gemeinde. Denn es folgten unter anderem Auftritte beim internationalen Trachtentreffen in Kröv, beim 75-jährigen Jubiläum des 1. FC Kaiserslautern und beim Weinfest in Bernkastel-Kues. Eine besondere Ehre war es für die Sehlemer, dass sie 1979 Gastgeber beim ersten jährlichen Musikertreffen aller Kapellen im Kreisfeuerwehrverband waren. Ein weiterer Höhepunkt war in der Folgezeit das Internationale Spielmanns- und Fanfarentreffen im Jahr 1985 als 23 Musikzüge, Erntewagen und Gruppen in einem farbenprächtigen Festzug durch Sehlem zogen. Nachfolger des langjährigen Dirigenten Willi Hofer wurde 1990 Horst Jonas. Mit ihm spielte das Orchester 1991 beim ZDF-Sonntagskonzert - sicher ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte, dem 1994 mit dem Auftritt beim Rheinland-Pfalz-Tag in Wittlich ein weiterer folgte."Früher war allein das Repräsentieren der Feuerwehr mit militärischen Zuschnitt die Aufgabe der Musik", sagt Vorstandsmitglied Thomas Schneider. Doch heute stehe nicht mehr die traditionelle "Knüppelmusik" im Vordergrund , sondern nach gezielter Ausbildung werde seit Jahren anspruchsvolle Musik dargeboten. Deshalb wurde die Gruppe, die mittlerweile von Petra Gruhl geleitet wird, im Jahr 1997 auch in "Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Sehlem" umbenannt.
