Rezension Roman zu Adelheid von Besselich: Eine Liebe im mittelalterlichen Trier

Wittlich · Adelheid von Besselich ist die Heldin in Josefine Wittenbechers viertem historischen Roman. Die Wittlicherin las in der Stadtbücherei Wittlich aus dem Leben der bekannten Stifterin.

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Foto: David Kunz

Wittlich. Wie in ihren vorhergehenden Werken steht wieder eine Frauenfigur im Mittelpunkt von Josefine Wittenbechers Roman. Es ist Adelheid von Besselich, eine reiche Bürgerin, die im 15. und 16. Jahrhundert in Trier lebte. Dort tat sie sich als Stifterin und Wohltäterin hervor. Neben ihrer starken Verankerung im Glauben arbeitet Wittenbecher als Motiv für ihr kirchliches Engagement heraus, dass sie verzweifelt versuchte, die Seele ihres verstorbenen Mannes Clas von Zerf vor dem Fegefeuer zu retten.
Er war kein einfacher Mensch, das wird in Wittenbechers Rekonstruktion klar. Ein Rüpel, ein Großmaul, der sich mit seiner unangepassten, wilden Natur letztlich alle Sympathien der Trierer Bürger verspielte.
Wittenbecher zeichnet Adelheid von Besselich als ungewöhnliche Frau, die recht emanzipiert war. Dabei begeht die Autorin nicht den Fehler vieler historischer Frauenromane. Wittenbecher stülpt Adelheid kein modernes Denkschema über. Gegen den Trend belässt sie ihre Romanheldin als Person ihrer Zeit, die in spätmittelalterlichen Strukturen denkt, fühlt und handelt.
Ihre Charakterstärke ist es, die sie für Wittenbecher als Romanfigur interessant machte. "In einer männerdominierten Welt, befangen in den Vorstellungen ihrer Zeit gelingt es ihr, ihrer Natur gemäß zu leben und sich durchzusetzen."
Um Adelheids Lebenslauf zu rekonstruieren, hat sich Wittenbecher tief in die Quellen hineingekniet. Das Leben der Triererin bettet sie in gut recherchierte Zeitumstände. So ist ein Buch entstanden, das einen authentischen Blick in ein persönliches Schicksal im mittelalterlichen Trier ermöglicht. sysExtra

Adelheid von Besselich gehört zu den bedeutendsten Frauen der Trierer Stadtgeschichte. Wahrscheinlich lebte sie von 1448 bis 1525. Die gebildete Tochter des Stadtschreibers Peter von Besselich heiratete den Metzgermeister Clas von Zerf, der später Bürgermeister der Stadt wurde und gelangte durch eine Erbschaft zu großem Reichtum. Das ermöglichte ihr, sich als großzügige Stifterin zu zeigen. Sichtbar ist heute noch der Turm von St. Gangolf, den sie erhöhen ließ, und die zwölf Apostel, die sie auf den Säulen im Inneren der Liebfrauenkirche abbilden ließ. Sie selbst und ihr Mann sind dort auf ihren Wunsch zu den Füßen des Apostel Judas Thaddäus verewigt. Josefine Wittenbecher: "Adelheid von Besselich. Bürgerin von Trier."

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