Eine Messe zum Selbermachen

Morbach · Was ist Eucharistie? Wie kann ich meine Fürbitten beten? Damit junge Leute auf solche Fragen eine Antwort finden, haben Kinder und Jugendliche einen Gottesdienst in der Morbacher Pfarrkirche St. Anna gestaltet. Auch Erwachsene finden Gefallenen an den 14 Stationen.

Morbach. Die Morbacher Pfarrkirche St. Anna bietet Besuchern derzeit einen ungewohnten Anblick: Im hölzernen Beichtstuhl stehen Körbe und Vasen als Symbol für das Zerbrechliche, darüber hängt in großen Lettern das Wort "Entschuldigung". Am Lesepult des Pfarrers hängt ein großes weißes Plakat, auf dem in ungelenker Schrift "Frohe Botschaft" steht, umgeben von Bildern, die aus Zeitschriften ausgeschnitten sind.
Daneben haben Kinder aus der Gemeinde geschrieben, was für sie eine frohe Botschaft ist. Dazu gehört bei einem Bild mit Kerzen zum Beispiel der Wunsch "Friede auf Erden." Ein gemalter Storch mit einem Bündel im Schnabel trägt die Botschaft "Als meine Cousine auf die Welt kam". Ein Ausschnitt aus einem Werbeprospekt ist mit der Bemerkung versehen: "Dass wir Sachen zum Spielen haben."
Der Beichtstuhl und das Lesepult sind nur zwei von 14 Stationen, die Morbacher Kinder zusammen mit ihren Eltern beim Kinderkirchentag als "begehbaren Gottesdienst" gestaltet haben. Die Stationen ziehen sich von der Taufkapelle durch die gesamte Kirche bis in die vorderen Seitenschiffe. Bunte Füße auf dem Boden weisen den Kirchenbesuchern den Weg.
In der Taufkapelle steht ein Becken mit Wasser und buntbeschrifteten Papierblumen. Bei der Station "Kommunionempfang" befinden sich ungesäuertes Brot, Weintrauben und Saft, die die Kirchenbesucher als Brot und Wein kosten können. Und bei den Fürbitten haben viele Kinder rosa Herzen mit ihren Herzenswünschen beschrieben, für die sie beten möchten: "Ich wünsche, dass mir meine Freundin verzeiht", steht zum Beispiel auf einem Herz. Auf einem anderen: "Für meine ganze Familie - ich liebe euch von ganzem Herzen."Jede Menge Selbstgebasteltes


"Wir haben Postkarten mit Friedenszeichen gestaltet, die die Leute mitnehmen können", sagen die Schwestern Katja und Michelle. Diese Karten können an die Menschen geschickt werden, mit denen man schon immer Frieden schließen wollte.
Die siebenjährige Tamara hatte die Blumen, die am Taufbecken liegen, ausgeschnitten. Und Luisa, ebenfalls sieben Jahre alt, hat gelernt, dass man beim Kreuzzeichen zuerst die Stirn berührt. Der 13-jährigen Claudia dagegen gefällt vor allem, dass "man an jeder Station selbst etwas machen kann."
Die Idee für den "begehbaren Gottesdienst" hat die Morbacher Gemeindereferentin Gerlinde Paulus-Linn aus Bayern mitgebracht, wo sie einen solchen gesehen hat. Nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene gehen die Stationen ab, berichtet sie. "Gerade diese reagieren fasziniert, weil sie die Teile des Gottesdienstes anders verstehen als Kinder", erläutert sie.
Viele Familien haben den begehbaren Gottesdienst in Morbach schon besucht. Pfarrer anderer Gemeinden, Schulklassen und Kindergartengruppen sind ebenfalls schon da gewesen, berichtet Paulus-Linn.
Der begehbare Gottesdienst in der Morbacher Kirche St. Anna kann noch bis Ende November täglich bis 18 Uhr besucht werden.

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