Eine Premiere für Patienten und Personal

Bernkastel-Kues · Geriatrie: Dahinter steckt die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. Das hört sich theoretisch an. In Bernkastel-Kues ist die Praxis zu sehen. 34 Betten stehen dafür bereit, 950 000 Euro sind investiert worden.

 Das Leitungsteam (linkes Foto von links): Oberarzt Volker Pickan, stellvertretende Stationsleiterin Brigitte Krämer-Ehlen, die medizinische Fachangestellte Simone Hauptmann, Stationsleiterin Anja Leinen und Physiotherapeut Thomas Brösch. Physiotherapeutin Nadine Scholz arbeitet im Therapieraum mit Elisabeth Blawatt. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Das Leitungsteam (linkes Foto von links): Oberarzt Volker Pickan, stellvertretende Stationsleiterin Brigitte Krämer-Ehlen, die medizinische Fachangestellte Simone Hauptmann, Stationsleiterin Anja Leinen und Physiotherapeut Thomas Brösch. Physiotherapeutin Nadine Scholz arbeitet im Therapieraum mit Elisabeth Blawatt. TV-Fotos (2): Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_mo )

Bernkastel-Kues. Die offizielle Eröffnung der geriatrischen Station im Cusanus-Krankenhaus in Bernkastel-Kues ist erst am 9. Dezember. Doch die 34 Betten im zweiten Obergeschoss sind bereits zur Hälfte belegt. Es gibt offenbar Bedarf für diesen Zweig der Medizin, der in Bernkastel-Kues Teil der inneren Abteilung ist. Geriatrie: die Lehre von den Krankheiten des alternden Menschen. Ziel ist es, kranken Menschen ihre Selbstständigkeit und damit ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, damit sie den Alltag in den eigenen vier Wänden wieder meistern können.

Die Besonderheit: Es handelt sich nicht um eine Reha-Maßnahme nach körperlicher oder geistiger Gesundung. Die Menschen werden bereits während der Krankheitsphase geriatrisch behandelt und versorgt. Nicht nur von Ärzten und Pflegern, sondern auch von Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten. Auch der Sozialdienst ist eingebunden. Die Patienten lernen in einer Küche auch wieder den Umgang mit Haushaltsgeräten.
Das Spektrum der Krankheiten ist vielfältig: Herzschwäche, Diabetes oder chronische Bronchitis gehören genauso dazu wie Schlaganfall oder Brüche. "Eine feste Altersgrenze gibt es nicht", sagt Volker Pickan, der leitende Oberarzt. Erfahrungsgemäß entstehe der Bedarf etwa im Alter von 70 Jahren.

Ein solches Angebot sei neu im Kreis Bernkastel-Wittlich, sagt Ulrike Schnell, kaufmännische Direktorin des Verbundkrankenhauses Bernkastel/Wittlich. Es wird von der Cusanus Trägergesellschaft Trier (ctt) an den Standorten Wittlich und Bernkastel-Kues betrieben. Visionen und Ideen zum Angebot gehörten zum Tagesgeschäft, sagt Ulrike Schnell. Daraus sei auch der Plan für eine Akutgeriatrie in Bernkastel-Kues entstanden.
Damit werde auch der Standort gestärkt. Dieser Satz hat eine große Bedeutung. Das Haus ist der kleinere Teil des Verbundkrankenhauses. Immer mal wieder gibt es Ängste, dass es geschlossen werden könnte. Was in zehn oder 20 Jahren ist, weiß natürlich niemand.

Aber nach menschlichem Ermessen dürfte in dieser Hinsicht erst einmal nichts passieren. Auch wegen zukunftsweisender Angebote in den Bereichen Palliativmedizin, Schmerztherapie und Psychosomatik, vor allem aber wegen des für 2018 geplanten Umzugs der psychiatrischen Abteilung von Wittlich nach Bernkastel-Kues.
Ein solches Angebot erfordert viel Personal. Mehr als 30 Leute werden bei Vollauslastung hier beschäftigt sein.
Für einige von ihnen beginnt ein neuer Abschnitt im Berufsleben. Stationsleiterin Anja Leinen war jahrelang in leitender Funktion in der Wittlicher Neurologie tätig, Thomas Brösch, der leitende Physiotherapeut, wirkte 20 Jahre im Reha-Zentrum auf dem Kueser Plateau. Ihre Antworten auf die Frage nach der Ursache für den Wechsel sind gleichlautend. "Es ist der Anreiz, etwas Neues mitaufbauen zu können." Anja Leinen ergänzt: "Diese Chance bekommt man nicht allzu oft."

950 000 Euro investiert die ctt aus eigenen Mitteln. Die Sanierung der Räume kostete 730 000 Euro, Einrichtung und Ausstattung schlagen mit 220 000 Euro zu Buche. Zwei der 17 Zimmer sind dementen Patienten vorbehalten.
Erst einmal werden Erfahrungen gesammelt. Sollte der Bedarf größer sein als das Angebot, bestehe die Möglichkeit die Station zu erweitern, sagt Ulrike Schnell.Meinung

Eine Premiere für Patienten und Personal
Foto: Klaus Kimmling (m_mo )

Die Blutung ist gestillt
Geriatrie, Psychosomatik, Schmerztherapie: Vor 20 Jahren waren diese Felder noch wenig beackert. Und kaum einer wusste, was dahintersteckt. Mittlerweile sind es, um es in der Wirtschaftssprache auszudrücken, Wachstumsbranchen. Dem Bernkastel-Kueser Cusanus-Krankenhaus kann nichts Besseres passieren, als auf diesen Feldern tätig zu werden. Das Angebot ist die ideale Ergänzung zu Wittlich, wo die Hauptklinik des Verbundkrankenhauses steht. Die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland sei immer noch zu hoch, ist immer wieder von Fachleuten auf diesem Gebiet zu hören. Das Cusanus-Krankenhaus hat in den vergangenen Jahren auch schon bluten müssen. Die Blutung scheint aber gestillt zu sein. Und wenn die Psychiatrie von Wittlich nach Bernkastel-Kues umzieht, wird von der Wunde hoffentlich nichts mehr zu sehen sein. c.beckmann@volksfreund.de

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