Eine Region der kleinen Königinnen

LIESER. Adelige Zeiten in Lieser: Drei Mal war Kaiser Wilhelm II. zu Gast. Am Sonntag empfingen hunderte von Menschen bei Königinnenwetter die Deutsche Weinprinzessin Nicole Kochan.

Wer ist die wahre Deutsche Weinkönigin? Für die Lieserer und viele andere Leute aus der Region ist das keine Frage. Die Antwort steht auf einem Transparent, das am Weingut Aribert Kochan in der Beethovenstraße in Lieser befestigt ist: "Nicole, Du bis unsere Königin." Hunderte von Menschen stehen an diesem Nachmittag bei "Königinnenwetter" (Landrätin Beate Läsch-Weber) vor dem Haus, um Nicole Kochan, der Tochter des Hauses, zu huldigen. Seit Freitagabend trägt sie den Titel "Deutsche Weinprinzessin" (der TV berichtete). Ein toller Erfolg, rühmen die Leute, denn schließlich ging es bei der Königinnen-Wahl um die Nachfolge von Petra Zimmermann, die ebenfalls aus dem Anbaugebiet stammt. Die Wahrscheinlichkeit, zweimal hintereinander mit dem Titel bedacht zu werden, war gering. Um so größer ist der Triumph von Nicole Kochan, die als eine von zwei Prinzessinnen ihre erfolgreiche Arbeit als Gebietsweinkönigin fortsetzen darf. 1300 Einwohner zählt Lieser. Viele von ihnen sind auf den Beinen, um Nicole Kochan bei ihrer Rückkehr zu begrüßen. In einer Kutsche fährt sie auf den Marktplatz und von dort zum Haus ihrer Eltern. Abordnungen der Vereine führen den Zug an, der Musikverein spielt. Nicole Kochan winkt den Menschen an den Fenstern und am Straßenrand zu. Die 23-Jährige ist überrascht von der Resonanz. "Der Zug ist länger als der Fastnachtsumzug und der St.-Martin-Umzug zusammen", sagt sie. Vor ihrem Elternhaus stehen Tische und Bänke, es wird Wein ausgeschenkt. Das Lieserer Straßenfest ist längst vorbei. Hier findet es seine Fortsetzung. Umarmungen, Küsschen - endlich Zeit für ein paar Worte mehr und für etwas Entspannung. Viele drängt es zum Mikrofon: Politiker aus der Region, Bürgermeister, Weinköniginnen, Vertreter der Weinwerbung und der örtlichen Vereine. Tenor: Nicole Kochan hat in der Live-Sendung am Freitag den besten Eindruck gemacht. Sieger der Redner ist Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. "Wir leben in einer Region, in der alle Frauen kleine Königinnen sind", sagt er und erntet fast so viel Jubel wie Nicole Kochan. Und was sagt die Prinzessin? "Ich habe gedacht, die Zeit der Reden sei vorbei. Nun stehe ich doch wieder hier." Und sie wird bis Oktober 2006 wieder oft vor vielen Leuten stehen. Es sind nicht nur Einheimische, die ihr gratulieren. Mit Rüdiger Heilig ist auch der Geschäftsführer der Weingärtnergenossenschaft Esslingen (Württemberg) vor Ort. Er macht zum zweiten Mal Urlaub in Lieser, ist begeistert von den "tollen Weißweinen". Die Wahl hat er im Fernsehen verfolgt. "Ich bin auch ein bisschen stolz", gibt er zu. Der Empfang setze dem Eindruck die Krone auf. Heilig: "So etwas habe ich noch nicht erlebt."

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