Eine Sporthalle und viel drum herum

Wittlich · Inklusive aller Zusatzinvestitionen kostet das Projekt Großsporthalle mit Mehrzwecknutzung mehr als elf Millionen Euro. Zum Vergleich: Das ist mehr, als das neue Rathaus mit Tiefgarage laut letzter Schätzung kosten sollte: 8,989 Millionen Euro plus die Tiefgarage für 1,225 Millionen Euro. Dieses Projekt liegt neuerdings auf Eis, die Halle nicht: Anfang 2013 soll sie fertig sein.

Wittlich. Sechs Jahre ist es her, da war es offiziell: Für Schüler in Wittlich fehlt Platz für den Sportunterricht. Zwei Hallen, je an einem der beiden Wittlicher Gymnasien, sollten das Problem lösen. Das forderte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) vom Kreis. Der musste handeln. Doch während die neue Sporthalle am Peter-Wust-Gymnasium steht, ist die am Cusanus-Gymnasium noch im Bau. Denn hier wird nicht einfach durch den Kreis reiner Raum für den Schulsport gebaut, sondern auf ein Kooperationsprojekt mit der Stadt gesetzt: Eine Großsporthalle mit Mehrzwecknutzung soll\'s sein. Denn zwei Dinge fehlen aus Sicht der Stadt in Wittlich: Ein Raum für Großveranstaltungen aber auch Platz für Wittlicher Sportvereine.
Die Idee: Wittlich nutzt das Kreisprojekt, um beides zu bekommen. Das komplizierte die Angelegenheit. Es galt, Kooperationsverträge zu schließen, Kreistag und Stadtrat mussten beraten und zustimmen. Dann wurde ein neuer Standort gesucht, weil sich Nachbarn gegen den urspünglich vorgesehenen zur Wehr gesetzt hatten (der TV berichtete mehrfach).
Durch den neuen Standort allerdings fiel der alte Sportplatz weg. Auch dafür musste Ersatz geschaffen werden. Außerdem suchte die Stadt sinnvolle Lösungen für die Folgen der Mehrzwecknutzung: Wo parken die Besucher, wie kommen sie zum Gelände? All das kostet zusätzlich. Die Ursprungskosten stiegen. Die anfangs einmal auf 7,3 Millionen Euro geschätze Investition für den reinen Hallenbau liegt mittlerweise bei 8,46 Millionen Euro.
1,45 Millionen Euro gibt dazu der Kreis als Festbetrag und vom Land hofft man auf einen 2,78 Millionen Euro-Zuschuss. Der Rest ist Sache der Stadt. Das gilt auch für den Kauf des Geländes Merrem & Knötgen, das mit Abriss 353 000 Euro kostete. Der Ausbau des Geländes zu Parkplätzen wird laut Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, auf 482 000 Euro geschätzt.
Weiterer Kostenpunkt: Man kann nicht einfach eine Halle auf einen Sportplatz setzen, man muss das Umfeld gestalten: Das kostet 1,233 Millionen Euro, 679 000 Euro trägt die Stadt, 554 000 Euro der Kreis. Bleibt noch der Ersatzsportplatz, der fast fertig ist: 900 000 Euro kosten die neuen Außenanlage nebst Finnenbahn, davon soll das Land 325 000 Euro übernehmen, die Stadt 148 000 Euro und den Rest der Landkreis.
Und wann hat das jahrelange Warten der 1800 Schüler von Realschule und Gymnasium auf ein angemessenes Schulsportangebot ein Ende? "Wir rechnen mit der Fertigstellung der Halle zum Jahreswechsel oder Anfang 2013", sagt Ulrich Jacoby auf TV-Nachfrage. Zum Stand der Arbeiten sagt er: "Zurzeit laufen die Dachdeckerarbeiten einschließlich Einbau der Lichtkuppeln und Fensterbänder und die Montage der Glasfassade. Danach können der Innenausbau erfolgen und der Einbau der Haustechnik weitergehen."
.Meinung

Teurer Spatz in der Hand
Der Kreis braucht Platz für Schulsport und Wittlich wünscht sich eine Stadthalle. Deren mehrfach gescheiterte Plaungsgeschichte - fast wie die des Rathausneubaus - hat dazu geführt, dass ehemals der Stadtrat beschloss, sich an das Kreishallenprojekt nicht nur dranzuhängen, sondern auch die Federführung zu übernehmen. - Übrigens mit den Stimmen einiger "Handballer" im Stadtrat, die ebenfalls Platz für ihren Vereinssport wünschten. Damalige Devise: Wenn schon nicht die Taube auf dem Dach (Stadthalle) dann aber den Spatz in der Hand (Großsporthalle mit Mehrzwecknutzung). Dass das Vorhaben solche Kostendimensionen erreichen würde, hätte wohl kein Stadtrat geschätzt. Und der Schulsport? Der muss sich gedulden. Alles dauert länger als ein reiner Sporthallenbau. Und er verliert den großen Sportplatz. Die alternative Finnenbahn ist wettkampfuntauglich. Dafür haben die Schüler aber künftig eine Riesen-Halle. Wie die sich in der Realität bewährt, bleibt abzuwarten. s.suennen@volksfreund.de

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