Eine Stadt spitzt die Ohren

TRABEN-TRARBACH. Das Glockenspiel am Alten Stadtturm, ein Geschenk der Traben-Trarbacher an ihre Stadt zum 100. Geburtstag, wurde am Sonntagnachmittag feierlich eingeweiht. Zu Hunderten drängten sich die Bewohner auf dem Platz um den Turm und in den angrenzenden Gassen; an den Weintischen war kein Platz mehr frei. Jeder wollte dabei sein, wenn die 24 Bronzeglocken erstmalig ertönen.

Georg Bauer, zweiter Vorsitzender des Vereins Traben-Trarbach aktiv (TTA), der vor vier Jahren die Idee hatte, von Spendengeldern ein Glockenspiel für die Stadt gießen zu lassen, freute sich über die große Gästeschar, die neugierig die Ohren spitzte. Doch bevor Kreiskantor Jürgen Rehberg die Glocken zum Erklingen brachte, galt die Aufmerksamkeit den Grußworten anlässlich dieses denkwürdigen Tages."Mittelpunkt von Trarbach"

Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus war überwältigt, dass so viele Menschen gekommen waren. Ihr Dank galt Georg Bauer, seinem Einsatz und seiner Zähigkeit. Das Glockenspiel zeige, wie viel mit Eigeninitiative der Bürger möglich sei. In Vertretung des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck überbrachte Hans-Dieter Gassen, Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz, beste Grüße und Wünsche. Die Traben-Trarbacher würdigte er als selbstbewusste Bürger, die die Dinge in ihrer Stadt selbst in die Hand nehmen. Hier gebe es ein hohes Maß an Ehrenamt, lobte er. Strahlend und stolz zeigte sich der TTA-Vorsitzende Helmut Pönnighaus, den besonders freute, dass Mitglieder von TTA und der Casinogesellschaft zur Feier der Rückfront des Alten Casinos einen neuen frischen Anstrich gegeben hatten. Als "Mittelpunkt im Stadtteil Trarbach" bezeichnete er den schmucken Platz um den Alten Stadtturm. Georg Bauer, der sich an den Spitznamen "Glöckner" schon gewöhnt hat, erzählte von den 24 Glocken und ihren Stiftern, denen sein Dank ebenso galt wie den großen und den vielen kleinen Spendern, die dazu beigetragen haben, dass nun 24 Bronzeglocken, die einen Umfang von zwei Oktaven haben, mit ihrem Spiel die Menschen erfreuen können. Fast 40 000 Euro seien an Spenden eingegangen, merkte er unter dem Beifall der Traben-Trarbacher an. Einzelne Glocken wurden von den Partnergemeinden Wangen und Selles-sur-Cher und vom Karnevalsverein Traben-Trarbach gestiftet. Dann endlich war es so weit: Jürgen Rehberg saß an der Klaviatur im Haus der Ikonen und griff in die Tasten. Den Auftakt machte die Europa-Hymne, gefolgt vom Moselweinlied "Hab auf Erden manchen Freund". Zaghaft stimmten die ersten mit ein, kräftiger sangen sie dann, als das Lied noch einmal vom Gefangenenchor mit dem Bläserquintett "Extraplatt" aus Alf dargeboten wurde. Da kam Stimmung auf am Alten Stadtturm, und es wurde fröhlich geschunkelt. Zu Ehren der drei Glockenstifter spielte Jürgen Rehberg "Plaisir d'Amour" und das Alfer Bläserquintett die Ouvertüre zur Rossini-Oper "Wilhelm Tell". Der Narhalla-Marsch schien für das Glockenspiel weniger geeignet zu sein, wurde dafür aber umso besser von den Bläsern umgesetzt.Einige waren vom Klang enttäuscht

Die Stimmung war prächtig, der Festwein mundete, die Bürger der Stadt freuten sich sichtlich über die neue Attraktion im Herzen von Trarbach, aber es gab auch kritische Stimmen. Einige waren vom Klang der Glocken enttäuscht, "zu blechern, etwas dünn, wir hatten mehr erwartet", merkten sie an, aber ein Bürger wandte ein, dass letztlich alle Glockenspiele so klingen. Anderen gefielen die dargebotenen Stücke nicht und sie meinten, man müsse erst einmal abwarten, wie die Weihnachtslieder auf dem Glockenspiel wirkten. Immerhin erklang es am Verkehrslärm armen Sonntag silberhell und freundlich aus der Trarbacher Altstadt hinaus bis weit hinüber nach Traben.

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