Eine Stadt und ihre Synagoge

Als Kultur- und Tagungsstätte nutzt die Stadt Wittlich die ehemalige Synagoge, die 2010 100 Jahre alt wird. Dort finden etwa Konzerte, Festakte, Theateraufführungen, Ratssitzungen und Ausstellungen statt. In die städtische Immobilie wurde über die Jahre konstant investiert.

 Die Synagoge ist prägend für die Stadt Wittlich. Für ihre Sanierung in Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr hat der Stadtrat 460 000 Euro bewilligt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Die Synagoge ist prägend für die Stadt Wittlich. Für ihre Sanierung in Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr hat der Stadtrat 460 000 Euro bewilligt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Schon auf der Autobahn wird man auf sie aufmerksam und auch in der Stadt werben Schilder an den Hauptstraßen für die Kultur- und Tagungsstätte in der ehemaligen Synagoge. 100 Jahre nach ihrer Einweihung am 25. November 1910 steht der Bau in der Himmeroderstraße besonders im Fokus der Öffentlichkeit: Das Emil-Frank-Institut hat eine Jubiläumsausstellung mit umfangreichen Rahmenprogramm konzipiert (der TV berichtete).

Die Stadt als Eigentümer hat sich ebenfalls auf das Gedenkjahr vorbereitet und in die Bausubstanz investiert: 340 000 Euro für eine energetische und bauliche Sanierung (Fassade, Toiletten, Fußböden, Beleuchtung, Elektro) hat der Stadtrat im August 2009 außerplanmäßig bewilligt plus 120 000 Euro in einen Flucht- und Rettungsweg auf der Rückseite des Gebäudes.

Ergänzend dazu fördert die Stiftung Stadt Wittlich die wissenschaftliche Erinnerungsarbeit des Emil-Frank-Instituts durch Zuschüsse: 21 000 Euro gibt es für die Jubiläumsausstellung und durchschnittlich 35 000 Euro im Jahr für Institutsarbeit, die unter anderem der Begegnung von Juden und Nichtjuden dient.

Die Stadt selbst, die 1975 das stark zerstörte Gebäude von der Jüdischen Kultusgemeine Trier gekauft hat, hat mit ihren Finanzen die Immobilie vor dem Verfall gerettet. "Damals hat die aufwendige Sanierung rund eine Million Mark gekostet. Dazu gab es Landes - und Bundesmittel, so dass ein Rest von 300 000 Euro von Wittlich zu tragen war", sagte Bürgermeister Joachim Rodenkirch anlässlich der Pressekonferenz 100 Jahre Synagoge. Er spielte auch darauf an, dass damals ein Wittlicher in Bonn Bundeswirtschaftsminister war, Hans Friderichs. Das sei für die Bundeszuschüsse sicher nicht hinderlich gewesen. Ab 1977 konnte die ehemalige Synagoge dann als Kultur- und Tagungsstätte und Gedenkstätte genutzt werden.

Wie das Gotteshaus, Kreisbaumeister Johannes Vienken war der Architekt, bis zu seiner Schändung 1938 aussah, veranschaulicht ein zum Jubiläum angefertigtes Model. Heute ist dort eine Bühne, wo einst der Thoraschrein war, der erhalten ist und außen links vom Eingang als Mahnmal aufgestellt wurde.

Der große Leuchter im Innenraum ist eine Rekonstruktion des Wittlichers Klaus Schrot nach Originalplänen - ebenso wie die Innenbemalung, die damals die Wittlicher Künstlerin Ulla Hess übernahm.

1989 bis 1991 folgte nochmals eine umfangreiche Sanierung. Dabei wurde das Nachbargebäude integriert. Es beherbergt heute die Dauerausstellung. "Das zeigt, dass die Stadt Wittlich nachhaltig in die Substanz investiert hat", so Bürgermeister Rodenkirch, "Und das ist gut investiertes Geld im Sinne der Stadt und der Stiftung."

Die Ausstellung "100 Jahre Synagoge Wittlich" wird am Mittwoch, 27. Januar, 19 Uhr, in der Synagoge in Wittlich, Himmeroderstraße 44, eröffnet. Es nehmen neben Reinhold Bohlen, Direktor des Emil-Frank-Instituts, und Bürgermeister Joachim Rodenkirch auch Benz Botmann, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Trier, und Peter Waldmann, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz, teil. Die Ausstellung ist bis zum Festakt, 25. November, dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. Infos zur Vortragsreihe: www.emil-frank-institut.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort