Eine Stütze der Bauern und Winzer

Bernkastel-Wittlich · Er hat alle Höhen und Tiefen der Landwirtschaft und des Weinbaus in den vergangenen Jahrzehnten erlebt. Als verlässlicher Berater der Bauern und Winzer hat er sich einen Namen in der Region gemacht. Wilfried Servatius geht, nachdem er 40 Jahre die Geschäftsstelle des Kreisbauern- und Winzerverband leitete, in den Ruhestand.

 Weil viele Weinbaubetriebe keinen Nachfolger haben, rechnet Wilfried Servatius mit einem weiteren Flächenrückgang. TV-Foto: Winfried Simon

Weil viele Weinbaubetriebe keinen Nachfolger haben, rechnet Wilfried Servatius mit einem weiteren Flächenrückgang. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Wittlich. Wenn sich einer mit den Sorgen und Problemen der Bauern und Winzer auskennt, dann ist das Wilfried Servatius. Der 64-Jährige hat unzählige Beratungsgespräche geführt und Versammlungen vor Ort geleitet, Altersgeldanträge gestellt, Fragen zur Sozialversicherung beantwortet und in den ersten Jahren seiner Tätigkeit auch vielen Winzern und Bauern die Steuererklärung gemacht. 40 Jahre leitete der mit einer Kinheimer Winzertochter verheiratete Landwirtschaftsmeister die Geschäftsstelle des Kreisbauern- und Winzerverbandes Bernkastel-Wittlich. Zunächst arbeitete er in einem Büro in der ehemaligen Weinbauschule Bernkastel, zuletzt im Haus der Landwirtschaft in Wittlich.
Der gebürtige Kinderbeuern-Hetzhofer und Sohn eines Landwirts hat wie kein anderer den enormen Umbruch in den vergangenen Jahrzehnten im Weinbau und der Landwirtschaft miterlebt. Er hat zahlreiche EU-Reformen bewältigt, manche Krise mit durchlitten und vor allem sehr oft in schwierigen Situationen geholfen. An die 8000 Anträge für Altershilfe hat er in den 40 Jahren auf den Weg gebracht und unzählige Male Betriebs- und Haushaltshelfer vermittelt.
Oft musste Servatius erleben, dass ein Bauernhof oder Winzerbetrieb mit der Existenz kämpfen musste, weil der Betriebsleiter plötzlich starb, schwer erkrankte oder verunglückte. "Das geht einem schon ziemlich nahe", sagt er.
Bis Ende der 90er Jahre war der Kreisverband Bernkastel-Wittlich mit fast 4000 Mitgliedern der größte Verband im nördlichen Rheinland-Pfalz. Heute hat der Kreisverband noch 2400 Mitglieder, davon sind zwei Drittel Winzer.
Servatius hat stets einen engen und persönlichen Kontakt zu den Winzern und Bauern gepflegt. "Wenn ich helfen konnte, war das immer eine schöne Erfahrung", erinnert er sich an die guten Seiten seines Berufs.
In den 70er und 80er Jahren ging es vor allem im Weinbau aufgrund der Preismisere heiß her. Immer wieder kam es zu Protestkundgebungen. Legendär war die Veranstaltung 1985 in Mainz. Der Kreisverband Bernkastel-Wittlich war allein mit 30 Bussen zur großen Winzerdemo angereist.
Ein Vertreter der Bauern und Winzer muss Kritik einstecken können, denn diese Berufsgruppe ist bekanntermaßen nicht zimperlich und artikuliert sich gerne sehr lautstark. Und sie ist schwierig, da es die unterschiedlichsten Interessen gibt. Servatius hat immer versucht, alle gut zu vertreten - ob klein oder groß.
Heute kann er mit einem gewissen Wohlgefallen zurückblicken, denn besonders im Weinbau hat sich vieles zum Besseren gewendet. Dennoch rechnet Servatius mit einem weiteren Flächenrückgang, da viele Betriebe keinen Betriebsnachfolger haben.
Am kommenden Montag, 4. Juli, wird er den Schlüssel der Geschäftsstelle in Wittlich seiner Nachfolgerin Stefanie Sakwerda übergeben, und am 30. August wird Wilfried Servatius, inzwischen vierfacher Großvater, offiziell vom Verband verabschiedet.

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