Eine teure Taxitour

Wittlich · Mehrere Polizeibeamte hielt ein junger Mann im Februar in Atem. Sie hatten Mühe ihn zu bändigen. Bei der Verhandlung vor dem Wittlicher Amtsgericht kam er am Mittwoch aber glimpflich davon. Die Strafe: 1000 Euro.

Wittlich. Wer Alkohol getrunken hat, sollte die Finger vom Steuer eines Fahrzeugs lassen. Insofern hat der 26 Jahre alte Mann, der im Wittlicher Amtsgericht auf der Anklagebank sitzt, alles richtig gemacht. Denn er setzte sich in ein Taxi. Dass er auf der Fahrt von Wittlich nach Bengel einschlief, kann ihm auch nicht zum Vorwurf gemacht werden. Und wäre er aufgewacht, als zwei Polizeibeamte an ihm rüttelten und zerrten, und brav nach Hause gegangen, wäre er auch nicht vor dem Kadi gelandet. Der Taxifahrer hatte die Beamten nach mehreren erfolglosen Weckversuchen zur Hilfe gerufen.
Gleich dreifach machte sich der Angeklagte in der Folge nach Ansicht des Gerichts schuldig. Er leistete Widerstand, schlug wie wild um sich und beleidigte die Polizisten massiv. Die mussten schließlich Verstärkung herbeirufen, um den unter Alkohol stehenden Mann zu bändigen. Dabei setzten sie auch Pfefferspray ein.
Eine Blutprobe ergab einen Alkoholwert von 1,23 Promille. Da sein Angriff gegen die Hüter des Gesetzes einige Stunden früher erfolgte, ist, so Richter Hermann-Josef Weber, von einem Alkoholwert von 1,98 Promille auszugehen.
Taxigast droht Polizisten


"Er war aber nicht so alkoholisiert, dass er nicht mehr wusste, was er tat", sagt einer der beiden Polizisten vor Gericht aus. An seiner Ausdrucksweise sei zu erkennen gewesen, dass er ihn und seine Kollegen als Polizisten wahrnahm. Unter anderem seien auch Sätze wie "Ich mache euch fertig, ich mache euch kaputt, ich habe mir eure Gesichter gemerkt", gefallen.
Der junge Mann weiß von alledem nichts mehr - sagt er zumindest. "Ich kann mich an fast nichts mehr erinnern", berichtet er. Wodka habe er am Vorabend zu Hause getrunken. Wie viele Gläser weiß er nicht. Später seien in einer Wittlicher Diskothek Bier und weiterer Wodka hinzugekommen. "Außerdem hatte ich zwei Tage nicht geschlafen", erzählt er. Wahrscheinlich sei er deshalb nicht wach geworden.
Der Polizeibeamte erläutert auch, warum er und seine Kollegen den Mann nicht einfach seinem Schicksal überließen, nachdem sie ihn gebändigt hatten. "Er taumelte und lief auf die Straße", sagt er.
Der Angeklagte gibt sich am Schluss einsichtig und akzeptiert die Strafe (1000 Euro) sofort. "So etwas ist mir das erste Mal passiert. Ich wollte das alles nicht. Normalerweise bin ich ein ruhiger Mensch." Staatsanwältin Hilal Tanrisever hatte auf 1500 Euro plädiert.
Die Strafe fällt relativ gering aus, weil er bisher nicht negativ in Erscheinung getreten ist. "Gott sei Dank", sagt er und lächelt das einzige Mal. Seine Perspektive bleibt offen: Einem Einkommen von etwa 1000 Euro stehen Schulden von etwa 40 000 Euro gegenüber. "Ich habe viel Scheiße gebaut", sagt der Mann. Die Privatinsolvenz droht.

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