Eine Villa im Dornröschenschlaf

Kinheim-Kindel · Gerade einmal zwei Quadratmeter sind zu sehen. Dabei umfasst die römische Villa in Kinheim-Kindel insgesamt gut 1000 Quadratmeter. In den 1970er Jahren wurde das Bauwerk ausgegraben, später aber bis auf ein kleines Stück wieder zugeschüttet. Eine Statue, die man bei den Ausgrabungen fand und die den Gott der Weinerzeuger darstellt, ist heute im Trierer Landesmuseum zu bewundern.

 Die 82 Zentimeter große Sucellus-Statue (links) deutet darauf hin, dass in der Villa ein Winzer lebte. Der Platz, an dem ein kleiner Teil der römischen Villa zu sehen ist, sieht einladend aus. TV-Fotos (3): Christina Bents

Die 82 Zentimeter große Sucellus-Statue (links) deutet darauf hin, dass in der Villa ein Winzer lebte. Der Platz, an dem ein kleiner Teil der römischen Villa zu sehen ist, sieht einladend aus. TV-Fotos (3): Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Kinheim-Kindel. Ein lauschiger Platz, abgegrenzt durch einen Holzzaun, mit einem alten Baum, gepflegtem Rasen und alten Schiefermauern. Das finden Spaziergänger vor, die in Kindel oberhalb der Weinberge unterwegs sind. Die Mauern stammen aus der Römerzeit und sind Teile einer römischen Villa. Doch nur zwei des insgesamt rund 1000 Quadratmeter großen Villenanwesens sind für die Spaziergänger zu sehen: Der Rest des Bauwerks befindet sich unter der Erde.TV-Serie Landmarken



Zwar hatten in den 1970er Jahren Experten des Rheinischen Landesmuseums die römische Villa komplett ausgegraben. Doch damals fehlte das Geld, um die Villa vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Also versetzten die Experten diese wieder in ihren Dornröschenschlaf und schütteten sie zu. Vermutet wird, dass sich weitere römische Gebäude in der Nähe befinden: Darauf deutet die Größe der römischen Villa hin, bei der man von acht bis zwölf Bediensteten ausgehen kann, die dort tätig waren. Da das Personal nicht in den Villen lebte, muss es wohl ein Gesindehaus gegeben haben.

Ein Fundstück bei den Ausgrabungen in den 1970er Jahren lässt Rückschlüsse auf die ehemaligen Bewohner des Bauwerkes zu: Die 82 Zentimeter große Statue des Sucellus, der als Gott für die Weinerzeugung verehrt wurde, mit einem Schlegel in der Hand, um die Holzfässer zu bearbeiten, deutet darauf hin, dass ein Winzer in der Villa lebte. Die Figur wird zudem als Beweis für den Weinbau in der Region von Kinheim gewertet. Die Originalstatue ist im Landesmuseum in Trier zu sehen, eine Kopie steht an der Brücke von Kindel nach Kinheim. Wenn die Villa von einem Winzer bewohnt wurde, so vermutet man weiter, müsste es noch weitere Häuser für die Weinbergsarbeiter gegeben haben.

Erforscht ist das bisher aber nicht. Die damals ausgegrabene Villa hat eine Länge von 43 Metern und eine Breite von 25 Metern. Sie bestand aus einer Haupthalle, Wirtschaftsräumen und zwei dem Gebäude vorgelagerten, seitlich angesetzten Ecktürmen. Wo diese Ecktürme einmal standen, ist in Kindel bei genauer Betrachtung noch zu erkennen - an den Mulden in der Wiese vor den freigelegten Mauerresten.

Weitere Ausgrabungen an der Villa sind in näherer Zukunft nicht geplant. Eine Initiativgruppe, die sich vor Jahren ehrenamtlich dafür eingesetzt hatte, ist nicht mehr aktiv. Eine Landmarke ist eine außergewöhnliche Formation im Gelände. Dabei kann es sich um natürliche, aber auch um vom Menschen geschaffene Wahrzeichen handeln.Extra

 Der Grundriss der Villa ist an einer Schautafel zu sehen.

Der Grundriss der Villa ist an einer Schautafel zu sehen.

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
Eine Villa im Dornröschenschlaf
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Aus dem zweiten Jahrhundert stammen die Reste der römischen Villa in Wittlich. Sie liegt an der Lieser und gehört zu den größten Villenanlagen in Deutschland. Sie ist 140 mal 28 Meter groß. 1984 wurde der Mitteltrakt aufgemauert und bekam ein Dach, damit die Besucher eine Vorstellung vom gesamten Bau bekommen können. Seit 2005 setzt sich der Kulturverein für den Römerbau ein: Die Stadt hatte damals erwogen, die Villa wieder zuzuschütten - auch als Schutz vor Vandalismus. chb

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